Sonntag, 15. Juli 2007

Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah – Haruki Murakami

Nach 'Gefährliche Geliebte' ist dies mein zweites Buch, welches ich von Haruki Murakami gelesen habe. Dieses Buch ist eine Sammlung von 9 Kurzgeschichten und die Titelgeschichte hat mich auch sehr an 'Gefährliche Geliebte' erinnert. Die verschiedenen Geschichten sind jedoch sehr unterschiedlich in Aufbau und Inhalt. Während die ersten vier Geschichten doch noch stark am wirklichen Leben angelehnt sind, driftet Murakami mit den Geschichten 'TV-People', 'Das grüne Monster' und 'Der tanzende Zwerg' sehr in den Bereich der Fantasie-Erzählungen ab. Dabei haben mir 'TV-People' und 'Das grüne Monster' überhaupt nicht gefallen. 'Der tanzende Zwerg' hingegen hat mich an eine moderne Fantasie-Version von Faust erinnert.

Die beiden lesenswertesten Geschichten in diesem Buch waren für mich 'Das Schweigen' und 'Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah'. Beides Geschichten, die in der realen Welt spielen und doch ganz unterschiedliche Themen haben. In 'Das Schweigen' geht es um einen ruhigen, angenehmen und sehr zurückhaltenden Arbeitskollegen, der angeregt durch eine Frage des Erzählers einen grossen Teil seiner Lebensgeschichte erzählt. Dabei zeichnet er ein gutes aber auch beunruhigendes Bild unserer Gesellschaft.

'Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah' hingegen, ist fast eine Geschichte in der Geschichte auf lediglich 5 Seiten. Oberflächlich geht es um die Sehnsucht nach dem perfekten Mädchen. Ich bin jedoch überzeugt, dass dies nur ein Beispiel davon ist, in welchem unsere Sehnsucht Dinge erträumt, die unsere Fantasie sodann wie ein Malbuch ausmalt und somit der Sehnsucht eine Gestalt gibt. Eine Gestalt, die wir nun in der wirklichen Welt suchen. Murakami trifft nun auf genau solch eine, zur Gestalt gewordenen Sehnsucht. Indem er das perfekte Mädchen jedoch vorbeiziehen lässt, bewahrt er sein Bild, wie er es in seinen Gefühlen hat, vor dessen Zerstörung. Denn die Realität hat nicht den Anspruch unseren Erwartungen und Bildern gerecht zu werden.

Wenn ich diesen Gedanken noch weiter denke, und damit den Rahmen des Buches vollkommen verlasse, dann könnte man weiter ableiten, dass die Liebe, die wir suchen zum Scheitern verurteilt ist, denn je mehr wir das Malbuch der Sehnsucht mit unseren Vorstellungen ausgemalt haben, desto mehr werden wir der Enttäuschung erliegen. So gesehen hat die Liebe, die uns unerwartet ereilt, die grösste Chance eine Erfüllte zu werden. Denn in diesem Fall malen beide zusammen und in der Realität ihre Sehnsüchte aus.

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