Montag, 30. November 2009

Gedanken...

Heute sass ich in meinem neuen Sessel und hörte durch Zufall Craig Armstrong. Ich schloss die Augen und wurde zurückversetzt in eine Zeit, in welcher ich oft im Starbucks sass und dort gelesen habe. Genauer gesagt, war es ein Moment, in welchem ich das Buch 'Das Kartengeheimnis' von Jostein Gaarder gelesen habe. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie man die ganzen Gefühle, die man mit einer Situation verbindet durch einen simplen akustischen oder olfaktorischen Reiz wieder nachfühlen oder gewissermassen neu durchleben kann. Und so ging es mir eben auch, als ich völlig entspannt auf dem Sessel lag und 'Lauras Theme' aus der CD 'The Space Between Us' hörte.


Verbunden mit diesem Moment kamen mir auch wieder einige Gedanken bezüglich dem Wort 'Aufmüpfig'. Ich finde immer noch, dass dieses Wort enorm viel an Unausgesprochenem und lediglich angedeutetem Inhalt in sich vereint und gerade eben ist mir ein weiterer Aspekt hierzu eingefallen. Letztendlich vereint das Wort 'Aufmüpfig' für mich einen Antagonismus, welcher die meisten Menschen in ihrem Leben beschäftigt. Nämlich den Antagonismus der Nähe-Distanz.


Einerseits impliziert das 'Aufmüpfig sein' ein solides Fundament der Akzeptanz, Wärme und Geborgenheit, auf Basis der man erst aufmüpfig sein kann. Andererseits impliziert es das Streben nach der Erfüllung der eigenen Freiheit abseits jeglicher Sicherheiten durch eine Art der Revolution. Doch diese Art der Erkundung der eigenen Freiheit (ganz im existenzialistischen Sinne gesehen als die Übernahme der Verantwortung für das eigene Handeln) wirkt wie ein Anästhetikum für das Bedürfnis, welches hinter dem Auflehnen steht. Denn auch dies nimmt das Wort 'Aufmüpfig' vorweg - das Aufmüpfig sein ist nicht von Erfolg gekrönt. Es ist vielmehr ein kurzer Ausflug in die Welt der Revolution um sich danach wieder in die wohl behaltene Welt des Fundamentes einzukuscheln.


Doch welches Bedürfnis steckt nun hinter der Auflehnungskomponente des Aufmüpfigen? Vermutlich der Wunsch des Menschen sein eigenes Potenzial auszufüllen. Sich zu lösen von der Basis, die man bereits als kleines Kind von den Eltern erhalten hat und sich so wohl darin gefühlt hat. Eine Basis ohne Bedingungen. Vielleicht auch sich zu lösen von dieser Basis um selbst eine neue solche Basis zu erschaffen, die ihrerseits wieder für eine weitere Generation anfänglichen Halt und Sicherheit bietet. Auf jeden Fall aber der Wunsch sein eigenes Leben mit dem zu erfüllen, was man selbst ist - oder wie Nietzsche dies sagte: "Werde, der Du bist!".


So gesehen ist die Aufmüpfigkeit ein Experimentierfeld für Kinder, sich bereits der Erfüllung ihres Potenzials zu widmen ohne die beschützende und wärmende elterliche Basis aufgeben zu müssen. Für Erwachsene mag sie hingegen genau das Gegenteil sein - das Herbeisehnen einer bedingungslosen Wärme und Geborgenheit, welche man benötigt um der zu werden, der man ist.