Samstag, 28. Juli 2007

Das Spiel ist aus – Jean-Paul Sartre

Pierre ist Gründer der revolutionären 'Liga für die Freiheit' und kämpft gegen die korrupte Miliz. Eines Tages wird er auf offener Strasse durch einen Schergen der Miliz erschossen. Zur gleichen Zeit in einem anderen Stadtteil, stirbt auch Ève eines gewaltsamen Todes.

Wie an einem Faden gezogen, irren Beide nach ihrem Tode durch die Stadt und suchen ein kleines Büro am Ende der Rue Laguénésie auf. Kurz darauf lernen sie sich kennen und entdecken zusammen die neue Welt, die sich ihnen darbietet. Eine Welt der Toten, die mitten in der ihnen bekannten Welt existiert ohne jedoch von den Lebenden wahrgenommen werden zu können. Sie erkennen all die Plätze und Wege, die sie früher als Lebende besucht hatten, treffen auf bekannte aus ihrem früheren Leben, und verlieben sich in der Leichtigkeit ihres Daseins ineinander.

Durch einen himmlischen Formfehler erhalten Beide die Chance für 24 Stunden zurück in die Welt der Lebenden zu dürfen. Gelingt es ihnen in dieser Zeit sich in vollem Vertrauen und mit allen Kräften zu lieben, bekämen sie eine neue Chance ihr irdisches Leben zusammen zu geniessen.

Doch was vorher lediglich als eine der leichtesten Aufgaben für die verliebten erscheint erweist sich in der Realität des Seins als grosse Herausforderung. Mit der Rückkehr in die irdische Welt, kommen aber auch all deren Begleiterscheinungen wieder ins Blickfeld der Beiden. So lassen sich beide durch den Gang des Lebens treiben ohne bewusst ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Die alten Gewohnheiten und Denkensweisen übernehmen stellenweise das Steuer, so dass die neue Liebe kaum eine Chance hat zu wachsen.

Spätestens an diesem Punkt habe ich mich gefragt, wie oft ich eine Chance im Leben verpasst habe, nur weil ich mich dem Treiben des Lebens hingegeben habe, ohne es selbst aktiv zu steuern. Es ist ein Thema, welches mich auch in meinem Blog immer wieder beschäftigt. Verhaltensweisen, die man einst gelernt hat, um eine Situation zu meistern, bleiben in uns verhaftet, obwohl wie sie schon lange nicht mehr benötigen würden und so werden einst lieb gewonnene und wichtige Verhaltensweisen für uns zum Feinde der Veränderung. Sie hindern uns unserer eigenen Veränderung zu folgen und stets bei uns selbst zu sein.
Was für ein Automatismus ist es, der in uns stellenweise die Regie übernimmt? Was macht ihn so mächtig, dass er uns immer wieder Dinge tun lässt, die solch eine Eigendynamik entwickeln und uns letztendlich von uns selbst entfernen? Von was wird dieser Automatismus gespeist? Ist es Anerkennung, der Wunsch nach Liebe, das Bedürfnis der Sicherheit? Ich bin mir nicht sicher.

Stellenweise hat mich das Buch auch an verschiedene Bücher von Milan Kundera erinnert und ich habe die Stunden im Kaffee mit diesem Buch total genossen. Spätestens ab der Hälfte des Buches, habe ich meine Umwelt nicht mehr wahrgenommen und war ganz erstaunt, wie voll das Kaffee war, als ich nach den letzten Zeilen das Buch aus der Hand gelegt hatte. Die typische Kritik an Sartre bezüglich seines Nihilismus kann ich in diesem Fall überhaupt nicht verstehen. Zwar endet das Buch nicht unbedingt, wie man es sich als mitfühlender Leser wünschen würde, doch viel wichtiger als der Ausgang des Buches sind doch die Gefühle, die während des Lesens in einem aufkommen sind und diese waren alles Andere als nihilistisch. Mich hat das Buch sehr beeindruckt!

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