Posts mit dem Label Eigene Texte werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Eigene Texte werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Sonntag, 24. Februar 2008

Zeilen an die eigene Sehnsucht


Lange hieltst du mich gefangen
Du warst so mächtig und präsent
Ich liebte dich schon immer sehr
Doch oft tust du mir weh

So sass ich früher lang am Bette neben dir
Schenkte dir all meine Aufmerksamkeit
Und drum war ich dann froh
Als du endlich schliefst

Wenn du schläfst, sitz ich immer noch oft neben dir
Ich liebe es dich anzuschauen
Viel Kraft und Sinn gibst du mir so
Und machst mein Leben lebenswert

Doch neulich hat dich jemand aufgeweckt
Gestillt willst Du nun werden
Das Leben mit dem, der dich erwecket
In einem grossen Rausch erleben

Doch was wenn die Person die dich erwecket
Sich nicht ins Leben stürzt mit dir
Dann bleibst du wach und forderst den Tribut
Und schon wieder tust du mir weh

Samstag, 1. Dezember 2007

Gedanken zur Melancholie

In letzter Zeit habe ich einiges an Melancholie in meinem Freundeskreis wahrgenommen und auch ich kenne sie natürlich sehr gut aus den vergangenen Jahren. Stets eine treue Begleiterin, die einen fordert aber nicht überrennt, die einen zwingt sich mit sich selbst zu beschäftigen und die uns somit hilft uns selbst zu erkennen. Grund genug sich Gedanken zu diesem Gefühl zu machen.

Vielleicht lässt sich die Melancholie mit einem Schockzustand vergleichen. Nicht in der Art, wie sie in unser Leben tritt, denn selten überkommt sie uns so plötzlich und unerwartet wie ein Schock. Meist ist die Melancholie viel subtiler. Sie schleicht sich unbemerkt in unser Leben und spricht über lange Zeit oft nur mit ganz leiser Stimme. So leise, dass der Lärm des Alltags ihre Botschaften überdeckt und wir im besten Falle nur erahnen mögen, dass etwas hinter der nächsten Ecke auf uns lauert.

Ich ziehe den Vergleich eher in Bezug auf die Auswirkungen der Melancholie. Eben weil sie so schleichend daher kommt überhören wir sie oft. So beginnt sie zu wachsen und bäumt sich erst kurz bevor sie das Ufer unseres Bewusstseins erreicht meterhoch vor uns auf, so dass wir sie nicht mehr ignorieren können. Dann bricht sie über uns herein und koppelt uns von unserer Umwelt ab; und hier liegt mein Vergleich zu einem Schockzustand. Einmal über uns hereingebrochen lässt die Melancholie all das, dem wir zuvor verschrieben waren, nichtig und klein erscheinen und kapselt uns dadurch in einen Kokon der Emotionen und Gefühle. Eine Hülle, durch die nichts zu uns hindurchzudringen vermag und die uns zwingt uns mit uns selbst zu beschäftigen. Wie der Körper auf physischen Schmerz reagiert und sich in sich zurückzieht, so reagiert unsere Seele auf Verletzungen und zwingt uns dem Menschen in die Augen zu schauen, der wir wirklich, fernab aller Wünsche und Pflichten sind.

Natürlich hätten wir die Wahl gehabt schon auf die kleinen, sanften Stimmen der Melancholie zu hören und ihr rechtzeitig Aufmerksamkeit zu schenken. Doch meistens liegt die Anästhesie des Alltags wie eine grosse Glasglocke über uns (dieses Zitat stammt aus einer meiner Kurzgeschichten) und hält uns von all diesen Gedanken fern. Geboren ist diese Anästhesie des Alltags wohl aus dem Gedanken, dass Leid und Schmerz verabscheuenswürdige Dinge sind. Erst wenn wir Leid und Schmerz als Teil unseres Lebens verstehen und nicht als bedrohliche Metastasen, die so schnell wie möglich entfernt werden müssen - erst dann werden wohl unsere Ohren fein genug sein um die leisen Stimmen der Melancholie, des Wächters unserer Seele, zu vernehmen und uns selbst ein Stück näher kommen.

Sonntag, 22. Juli 2007

Was wäre gewesen wenn...

Wie in meinem vorherigen Blogeintrag geschrieben, hat mich die Geschichte mit dem Kater sehr an die folgende Kurzgeschichte erinnert, die ich im Januar 2004 geschrieben habe. Wie Felix in dieser Geschichte, findet auch Peter in der Geschichte von McEwan seinen Frieden durch einen Traum (auch wenn dies ein Tagtraum war). Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie mächtig Träume (und damit die eigenen Gedanken) sind.

Was wäre gewesen wenn…

Felix lag auf dem Boden in seinem Kinderzimmer während die Sonne durch das Fenster brannte und seinen Rücken wärmte. Draussen blies ein kalter Wind und verwehte den Schnee, der sich über Nacht auf Bäumen und Dächern angesammelt hatte. Lange Schneefahnen welche im gleissenden Sonnenlicht strahlten zogen am Fenster seines Reiches vorbei. Neben ihm stand seine Mutter am Bügelbrett und widmete sich der frisch gewaschenen Wäsche. Er liebte diese Nachmittage. Er liebte auch seine Eltern und fühlte sich geborgen bei ihnen. Seine Hausaufgaben hatte er bereits am Freitag hinter sich gebracht und konnte sich so voll und ganz der Welt von „Tim und Struppi und der Haifischsee“ zuwenden. Mit jeder Seite, die er umschlug wurde er ein Stückchen mehr zu Tim und so erkundete er zusammen mit Struppi und seinem guten Freund Kapitän Haddock das Geheimnis des Haifischsees. Die Welt unter Wasser war mystisch. Er entdeckte die versunkene Stadt im Stausee und fühlte sich wie ein Eroberer, denn kaum ein Mensch vor ihm hatte diese Welt zu Gesicht bekommen. So hörte er es auch nur ganz entfernt als sein Vater seine Mutter rief. Sie verliess das Kinderzimmer und kurz darauf hörte Felix sie weinen.

Aufgeschreckt rannte Felix ins Wohnzimmer wo er seinen Vater und seine Mutter sah. Seine Mutter hielt sich ihre Hände vor ihr Gesicht und weinte. Sein Vater hatte sie im Arm und tröstete sie. Felix stand wie versteinert vor ihnen, wusste nicht was geschehen war, wusste zugleich aber auch, dass nichts mehr so sein würde wie es einmal gewesen war. Sein Vater sprach mit ihm in einer ganz ungewohnten Art und Weise. So hatte er seinen Vater noch nie kennen gelernt und das beunruhigte ihn. Doch das was sein Vater sagte erschrak ihn noch mehr.

Er rannte in sein Zimmer und setzte sich weinend und vor lauter Zorn auf seinen kleinen roten Hocker, den er schon seit er denken konnte in seinem Kinderzimmer im Zwischenraum zwischen dem Kleiderschrank und seinem Schreibtisch stehen hatte und bestrafte die Ganze Welt für den Schmerz, die man ihm angetan hatte indem er für immer schweigen würde. So ein Gefühl hatte er noch nie. Wie konnte man ihm das antun! Warum haben seine Eltern nichts dagegen getan. Sonst halfen sie ihm doch auch immer wenn er etwas angestellt hatte. »Felix, darf ich rein kommen? «. Kein Wort würde er sagen, denn er wollte auch seine Eltern bestrafen, er war wütend auf die ganze Welt und dazu gehörten schliesslich auch seine Eltern. Leicht aus den Augenwinkeln schielend schaute er zur Tür und wartete bis sie auf ging. Jetzt wusste er, dass sein Vater hereinkommen würde. Er konnte sein Gesicht also wieder in seinen kleinen Händen verbergen. Kein Wort würde er sagen. »Felix, dem Grossvater geht es jetzt gut. Er ist friedlich eingeschlafen«. Was sollte das heissen, ‚friedlich eingeschlafen’. Er würde nie wieder mit seinem Grossvater in die Werkstatt gehen können um ihm zuzusehen, wie er die Schuhe der Kunden reparierte. Was sollte daran friedlich sein. Als sein Vater die Hand auf seine Schulter legte schlug er sie einfach weg. Auch seine Eltern gehörten zu der Welt, die er bestrafen wollte für das was ihm angetan wurde. Sein Vater lies es geschehen ohne ein ernstes Wort zu sagen. Hätte Felix das sonst getan, so hätte sein Vater streng reagiert, aber heute lies er es einfach geschehen. Und plötzlich tat Felix seine grobe Geste gegenüber seinem Vater leid. Er verdrängte dieses Gefühl aber schnell wieder, denn ihm war Unrecht zugefügt worden. Man hat ihm seinen Grossvater genommen. »Aber warum ist er gestorben? «. Es brach einfach schluchzend aus ihm heraus. Mit einem Mal war sein Vater in seiner Welt und sie bestraften den Rest der Welt zusammen. Er fiel ihm um den Hals, weinte und war gleichzeitig erleichtert, dass er einen Verbündeten hatte um die Welt zu bestrafen. »Das ist normal Felix, wenn Menschen zu alt werden sterben sie«. »Neeeein« schluchzte er, wohl wissend, dass sein Vater Recht hatte.

Mittlerweile war es dunkel geworden. Die Sonne hatte sich zurückgezogen und dem kalten Wind die Landschaft überlassen. Er sass am Fenster und starrte in die Dämmerung. Seine Gedanken gingen zurück zum letzten Besuch bei seinen Grosseltern. Er sah seinen Grossvater vor sich, wie er in seiner Werkstatt sass und die Unterseiten der Schuhe besohlte. Ab und zu kamen Kunden in die Werkstatt um ihre Schuhe abzuholen. Immer wieder musste sich Felix die gleichen Sprüche der Leute anhören. »Ist das Ihr kleiner Urenkel? Er kommt ganz nach dem Vater«. So ein Blödsinn, der nächste Kunde würde sowieso sagen, dass er ganz nach der Mutter käme. Er fand diese Leute langweilig, aber in der Werkstatt fand er immer etwas Interessantes mit dem er sich beschäftigen konnte.

Langsam traute er sich auch die Erinnerungen an den Vortag der Abreise bei ihrem letzten Besuch bei den Grosseltern zuzulassen. An diesem Tag hatte er die Werkzeuge seines Grossvaters wieder einmal versteckt. Als dieser es merkte rannte er ihm nach, doch Felix war wie immer schneller und im Wegrennen fühlte er sich wie Michel aus Lönneberga, der den Erwachsenen wieder einmal einen Streich gespielt hatte. »Warum machst Du mir das Leben nur immer so schwer« rief ihm sein Grossvater hinterher. Jetzt war der Gedanke, den er die ganze Zeit so gefürchtet hatte da. Was wäre gewesen, wenn er seinen Grossvater nicht immer so geärgert hätte. Würde er dann noch leben? Er versuchte sich abzulenken. In der Dämmerung draussen folgte er mit seinen Augen den Umrissen der Bäume. Er widmete sich jedem Detail der Strasse vor dem Haus nur um seine Gedanken in Schach zu halten als er ein erlösendes »Felix, Abendessen!« hörte.

Als sie zu dritt zusammen am Tisch sassen überkam Felix wieder ein Gefühl von Wut. Er durfte auch wütend sein für das was man ihm angetan hatte. Pampig warf er das Käsebrot, das er in der Hand hatte auf den Teller. Ungeschickter Weise rutschte es jedoch über den Rand und fiel kopfüber auf den Teppichboden. »Felix, jetzt reicht es aber. Ich verstehe ja, dass Du traurig bist, aber das geht zu weit. Heb das Brot auf und benimm Dich jetzt«. Felix war etwas erstaunt, denn vorher wurde sein Wutausbruch noch geduldet. Sollte jetzt etwa wieder langsam der Alltag einziehen? Die Worte seines Vaters waren unmissverständlich und insgeheim war er auch etwas erleichtert den Widerstand gegen die Welt aufgeben zu können.

Die nächsten zwei Tage waren schwer für Felix. Jede Nacht hatte er Alpträume. Aber er verbrachte viel Zeit mit seinen Eltern und musste tagsüber fast nie alleine sein. Nur abends vor dem Einschlafen suchten ihn wieder die Befürchtungen heim, dass seine Streiche doch etwas mit dem Tot seines Grossvaters zu tun hatten. Mittlerweile war es Montagabend. Seine Eltern hatten ihm eine Entschuldigung geschrieben, so dass er nicht in die Schule musste. Er sass wieder im Kinderzimmer an seinen Legosteinen und baute eine Schumacherwerkstatt ähnlich der seines Grossvaters. Wie immer, kurz vor der Tagesschau um 20:00, kam seine Mutter ins Zimmer und sagte dass es Zeit wäre ins Bett zu gehen. Ohne die üblichen fünf bis zehn Minuten herauszuschinden ging Felix ins Badezimmer, putzte sich die Zähne, zog seinen Schlafanzug an und ging ins Bett.

Die Werkstatt war in einem Anbau an dem Haus der Grosseltern untergebracht. An der Wand gegenüber dem Eingang hingen alle Werkzeuge, die sein Grossvater für seinen Beruf benötigte. Felix hatte schon von jeher eine Schwäche dafür aus dem Holz, den Nägeln, Klammern, den alten Schuhsolen und eben allem was er in der Werkstatt finden konnte, Kunstgestalten zu bauen. Er sass auf dem Boden und baute gerade ein Monster dessen Mund, weit aufgerissen, fast wie der umgedrehte Absatz einen Schuhes aussah. Er hörte das Klingeln der Eingangstür und sah eine alte Frau, die in die Werkstatt kam um offensichtlich ihre Schuhe abzuholen. Nun begann das übliche Spiel. »Ist das Ihr kleiner Urenkel? Er kommt ganz nach dem Vater«. Doch diesmal schien sich der sonst immer gleiche Ablauf geändert zu haben. »Meinen Sie nicht, dass er eher etwas von mir in sich hat?«. »Wieso meinen Sie?«. »Na er ist ein Lausbub wie ich es früher war. Ständig versteckt er mir meine Werkzeuge und ich renne ihm dann nach, wie das früher mein Vater mit mir Tat. Aber das ist schon gut so, denn diese Bewegung hält mich Jung«. Die Blicke von Felix und seinem Grossvater trafen sich und sie spürten beide eine Wärme, die sie verband.

Nach dieser Nacht träumte Felix nicht mehr schlecht.


~Baghira, Januar 2004

Sonntag, 6. Mai 2007

Kunst Aufräumen

Inspiriert von Ursus Wehrli’s Idee habe ich mich heute selbst mal ans Aufräumen gemacht. Ich bin zwar nicht der Meister im Aufräumen (das habe ich mir von Leuten, die meine Wohnung kennen sagen lassen *Smile* ). Dennoch gefallen mir meine drei Aufräumaktionen ganz gut ;-).


















Montag, 30. April 2007

Anatomie eines Gedankens

In letzter Zeit habe ich öfters an diese Geschichte, die ich im August 2006 geschrieben habe gedacht. Speziell nach dem letzten Posting in dem es im letzten Abschnitt um die Sehnsucht als Motor und Kraft für das konstante Entdecken und Erforschen geht dachte ich mir, dass dieser Text sehr gut dazu passt.


Anatomie eines Gedankens

Sehnsucht - Dieses Wort war ihm schon länger nicht mehr über den Weg gelaufen. Früher war es fester Bestandteil seines Lebens. Heute ist es in weite Ferne gerückt. Wäre da nicht die Werbung an dem vorbeifahrenden Bus gewesen, so hätte er auch an diesem Tag keinen Moment an seinen treuen Wegbegleiter von früher gedacht. Nachdenklich bog er in die Genferstrasse ein.

Vor zwei Jahren besass er sie noch – die Sehnsucht nach einer Beziehung, nach einer Familie, nach Geborgenheit. Heute hat sich seine Sehnsucht von damals erfüllt, doch wie ein Flaschengeist, der die drei Wünsche seines Meisters erfüllt hat, hat sie sich aufgelöst und sich aus seinem Leben verabschiedet. Immer mehr war er davon überzeugt, dass hinter der Sehnsucht mehr stecken musste als nur der Trieb seine Wünsche zu verwirklichen. Sehnsucht musste einen Selbstzweck haben. Er überquerte die beiden Zebrastreifen und bog auf den kleinen Weg ein, der um den Park führte.

Durch das Wort Sehnsucht inspiriert meldeten sich weitere Wörter in seinem Kopf. Zukunft und Nostalgie waren die ersten. Er legte sie aneinander, verband sie mit Füllwörtern und verschob sie wieder. Allein durch die Ästhetik des Satzes geleitet suchte er nach Kombinationen welche der Dramaturgie seines Gedankens gerecht werden würden.

„Die Sehnsucht ist ein Platzhalter für das was kommen mag. So gesehen ist die Nostalgie eine pathologische Sehnsucht, denn sie kleidet längst vergangenes in das Kleid des Neuen“

Mittlerweile sass er auf einer Bank auf dem kleinen Hügel und blickte hinaus auf den See. Es war der Ort an dem er früher oft bis in die Nacht sass und sich seiner Sehnsucht hingab. Damals war die Sehnsucht geprägt von der Nostalgie dessen, was er verloren hatte. Doch erst jetzt begriff er, dass er immer noch die Sehnsucht in sich trug. Nur hatte die Sehnsucht diesmal kein direktes Ziel, doch sie bedeutete seine Zukunft.


Epilog:
Es mag erstaunlich erscheinen, wie man lediglich geleitet von reiner Ästhetik eine Verbindung zu seinem innersten Ich herstellen kann und auf Basis bekannter Dinge neues entdeckt. Die Kunst scheint wichtig für uns als Mensch.

Freitag, 16. Februar 2007

Das erste Jahr

Vor ein paar Tagen habe ich den Text Das vierte Jahr geschrieben und hier gepostet. Irgendwie gehört aber auch der Text Das erste Jahr aus 2004 dazu, denn beide bilden zusammen eine Klammer um dieses Thema der letzten vier Jahre und ich bin gespannt, was die Zukunft diesbezüglich bringen wird. Ich freue mich sehr darauf...


Das erste Jahr

Es war still geworden
Zwischen uns
Hatten uns nichts mehr zu sagen
Und dennoch verzweifelt versucht

Haben uns entschlossen
Aus angst vor der zukunft
Unsere zukunft
Zu beenden

In dir war so viel von mir
Brauchte es nicht
So dachte ich
Denn du warst ich

Hab ihn verloren
Diesen teil von mir
Hab es verloren
Unser Wir

Epilog:
Mir fällts noch schwer zu trennen
Zwischen dir und wir
Das wir hab ich verloren
Und was ist mit dem dir


Baghira, Zürich 25. Januar 2004

Sonntag, 11. Februar 2007

Das vierte Jahr

Unsere Leben trennten sich
Und aus unserem grossen ‚Wir’
Wurden damals zwei eigene ‚Ich’

Zwei ‚Ich’ in vollster Eigenständigkeit
Und doch verbunden
Durch eine gemeinsame Vergangenheit

Haben schon lang nicht mehr so schön geredet
Wie vor ein paar Tagen übers Telefon
Ich hörte was Du mir erzähltest
Und ward auch sehr berührt davon

Das was ist, ist jetzt zwar ohne mich
Und dennoch ist es mir viel wert
Ist es unsere damalige Liebe
Die mir diese Freude jetzt gewährt?

Natürlich gab es auch die Trauer
Kurz hat sie vorbei geschaut
Hat meine Sehnsucht bei der Hand genommen
Und ist gleich wieder abgehauen

Geblieben ist die Freude
Die mich immer noch ergreift
Ihr schenkt der Welt ein neues Leben
Das nun in Deinem Bauche reift

Donnerstag, 18. Januar 2007

Der Kutscher

Es ward bereits späte Nacht als die Kutsche über die mittlerweile vom Frost gehärteten Feldwege ratterte. Nach Planung des Kutschers hätten sie das sichere Schloss bereits vor Einbruch der Dunkelheit erreichen sollen. Doch der andauernde Regen am Morgen desselben Tages machte jegliche Einhaltung eines Zeitplanes unmöglich. Immer wieder versackten die Räder der Kutsche bis zu den Speichen im Morast, so dass an ein schnelles Vorankommen nicht zu denken war.

Die Sonne war bereits vor mehreren Stunden hinter dem Horizont verschwunden und der eisige Wind verlieh der Nacht eine Grimmigkeit wie er sie schon lange nicht mehr erlebt hatte. Den Steifen Kragen seines dicken Kutschermantels hoch aufgestellt und den Zylinder tief über die Stirn gezogen trotzte er auf dem Kutscherbock den widrigen Bedingungen. Seine Aufmerksamkeit galt ganz dem Wege und dessen Unebenheiten, die er so gut es ging zu umfahren versuchte. Er tat alles in seiner Macht stehende um seinem Passagier eine möglichst angenehme Fahrt angedeihen zu lassen.

Doch während der letzten Minuten gelang es ihm immer seltener die Unebenheiten des Weges zu umfahren. Er verlor zunehmend die Konzentration auf den Weg und seine Augen schweiften immer öfters ab in das dichte Gebüsch, welches den Weg durch den berüchtigten Wald säumte. Mit der Peitsche sowie den Zügeln in der Linken und seiner geladenen Büchse in der Rechten, wachte über jede Bewegung und jedes Geräusch am Wegesrand.

Die abgerissenen Nebelschwaden welche wie von Geisterhand vor ihm hertrieben, sich aus unerfindlichen Gründen verdichteten um sich von einem zum anderen Moment wieder ins Nichts aufzulösen untermauerten die beunruhigenden Geschichten, die er bereits früher über diesen Wald zu Gehör bekommen hatte. Doch je dichter der Nebel und je lauter die Geräusche des Waldes wurden, umso mehr wuchs in ihm der Mut und die Kraft seinen Passagier mit allem was ihm zur Verfügung stand zu schützen und unversehrt im lang ersehnten Schloss vorfahren zu können.

Er dirigierte die Pferde durch die enge Rechtskurve vor ihm als diese plötzlich wiehernd aufstiegen und die Kutsche jäh zum Stillstand brachten. Ein massiver Baumstamm lag quer über dem Feldweg doch was unter normalen Umständen die Angst in ihm hätte aufsteigen lassen, entfesselte lediglich seine Entschlossenheit seinen Passagier zu schützen. Die mittlerweile zur Ruhe gekommenen Pferde schnaubten und erzeugten durch ihre Wärme dünne Nebelschwaden, welche sie im fahlen Mondlicht in ein gespenstisch anmutendes Gewand kleideten.

Entschlossen hielt er seine Büchse bereit zum Abzug in seiner Rechten und stieg von seiner Kutsche. Langsam und vorsichtig tastete er sich im Mondlicht an den Pferden vorbei bis vor den Baumstamm, der nun zwischen ihm und seiner Bestimmung lag. Es vergingen lange Minuten in denen er gefasst auf einen Angriff in der Nähe der Pferde verharrte und bereit war seinen Passagier bis aufs Blut zu verteidigen. Als jedoch nach weiteren langen Minuten nur die Geräusche des Waldes zu hören waren fasste er sich ein Herz und avancierte bis zum Baumstamm, den er mittels eines Seiles an der Deichsel der Kutsche befestigte, so dass die Pferde diesen, soweit es nötig war, zur Seite ziehen konnten. Er löste das Seil von der Deichsel, sprang auf den Kutscherbock und liess seine Peitsche knallen. Die Pferde spannten an und die Kutsche raste in Windeseile den Weg entlang, der nun endlich aus dem Wald führte.

Nach wenigen Minuten rasanter Fahrt tauchte die Silhouette des Schlosses wie durch einen Schleier betrachtet im Mondlicht auf. Ihre Ankunft war nicht unbemerkt geblieben, denn die Zugbrücke senkte sich und lud den Kutscher ein, seinen Passagier wohlbehalten in die sicheren Arme der Burg zu geleiten. Die metallbeschlagenen Räder ratterten über die Holzbolen der Zugbrücke und als er das Rasseln der Ketten, mit der die Brücke wieder hinter ihm angehoben wurde vernahm, fühlte er in gleichem Masse wie sich die Angst entlud den Stolz in sich aufsteigen. Er dirigierte die Kutsche vor das Portal, stieg ab und öffnete die Seitentür der Kutsche.

"Er mag mir seine Hand reichen" forderte ihn die Landtherrin auf um ihr beim Aussteigen zu helfen. Stolz reichte der Kutscher ihr seine Hand und spürte wie sie ihre zarte Hand in die Seine legte und fühlte sich durch das Vertrauen belohnt, welches sie ebenfalls in seine Hände gelegt hatte. Er begleitete sie an die Pforte, wo sie sich ihm mit einem Lächeln zuwendete und ihm anbot die angebrochene Nacht als Gast im Schloss zu verbringen.

Er war froh, dass die Landtherrin ihm dieses Angebot machte, denn ohne seine Aufgabe sie zu beschützen, hätte er sich nicht mehr alleine zurück durch den dunklen Wald gewagt.

Sonntag, 14. Januar 2007

Höhenflüge

„Nach einem Höhenflug kommt der tiefe Fall.“ – Nur allzu gern schleicht sich dieser Satz unter dem Deckmantel eines, auf den ersten Blick einleuchtend erscheinenden Aphorismus in unser Leben und überfällt uns in jenen Momenten, in denen wir das Leben eigentlich geniessen sollten. Er ermahnt uns sogar, es uns nicht allzu gut gehen zu lassen, wollen wir einen Tiefen Fall vermeiden.

Piloten würden die Alltagslogik, die diesem Aphorismus zu Grunde liegt jedoch von sich weisen. Haben sie doch gelernt selbst den schönsten Höhenflug mit einer sanften Landung am Boden zu beenden, so dass die wunderschönen Erlebnisse immer ein Teil der Fliegenden sein werden, die sie nun vom Boden aus mit viel Liebe und wenig Wehmut betrachten können.

Erwarten wir nicht, dass unsere Höhenflüge unendlich andauern weil sie gerade so schön sind und kennen wir uns in dem Masse, wie ein Pilot das Anzeigeinstrument für seinen Treibstoff kennt, so können wir jederzeit wieder zu unserem Heimatflughafen zurückkehren und uns auf viele zukünftige Höhenflüge freuen.


Ein Pilot des Lebens müsste man sein! Braucht man hierzu einen Fluglehrer oder können sich zwei Menschen auch gegenseitig das Fliegen beibringen?





Die letzten zwei Tage und die Nacht die dazwischen lag, hatte ich einen wunderschönen Höhenflug und bin heute (wider Erwarten) sanft gelandet. Zwar vermisse ich heute das Gefühl des gemeinsamen Höhenfluges, jedoch bin ich sanft genug gelandet um die Freude auf den nächsten Höhenflug der Trauer um die Endlichkeit des Vergangenen vorzuziehen.
Einzig die dunkle Wolke, die uns zwar nie überschattete, aber immer am Horizont zu sehen war, macht mir Angst. Sie macht mir Angst, da ich weder Einfluss auf den Wind habe der sie steuert, noch auf die Sonne, die sie aufzulösen vermag. Bei all dem Glück welches wir jedoch bisher mit dem Wetter hatten, bin ich mit meinen Träumen bereits bei unserem nächsten Höhenflug und fülle in (mit?) der momentanen Einsamkeit und Freiheit die Tanks des Flugzeuges mit welchem wir abheben werden. Vielleicht gibt dieser Flug Dir sogar die Kraft und Sicherheit, die es braucht um selbst die Wetterlage zu beeinflussen.

Donnerstag, 11. Januar 2007

Der Kuss

Heute hat die nachfolgende Geschichte ihren dritten Geburtstag, was für mich Grund genug ist, sie heute in meinen Blog zu stellen. Entstanden ist sie aus folgendem Experiment in einem Schweizer Literaturforum. Probiert das Experiment doch einfach mal aus und schildert mir, was Ihr empfunden habt. Ich habe ungefähr 5-7 Minuten für das Experiment gebraucht. Es hilft auch, wenn man die einzelnen Punkte mit einem Blatt Papier abdeckt und sich dann viel Zeit lässt um sich in die einzelnen Schritte hineinzuversetzen. Fühlt sie nach, geht darin auf und durchlebt die einzelnen Stufen des Experimentes mit all Euren Sinnen.


Zuerst einmal: Wer es machen möchte, von dem verlange ich ein wenig Fantasie. Wenn ihr die nicht aufbringen könnt, könnt ihr ganz schnell wieder diese seite hier verlassen und euch andere Werke durchlesen die nur von euch verlangen gelesen zu werden. Wenn ihr die Fantasie doch aufbringen wollt, dann arbeitet einfach die einzelnen Punkte ab, und lasst euch soviel Zeit wie eure Fantasie dazu braucht (die Betonung liegt auf "eure FANTASIE" nicht auf eurem Verstand oder so).


  1. Stell dir vor, ich würde dich küssen.

  2. Vergiss mein wahres Geschlecht, ich bin einfach ein Mensch, männlich oder weiblich – ganz wie du willst.

  3. Stell dir vor, ich bin der Mensch, den du von ganzem Herzen liebst.

  4. Stell dir vor, wie ich mich anfühle.

  5. Stell dir vor, wie meine Lippen schmecken.

  6. Stell dir vor, wie ich rieche.

  7. Und jetzt stell dir vor, dass man mir auferlegt hat, den Menschen zu küssen, den ich am Meisten hasse, verabscheue...

- Was fühlst Du?


Was fühlt Ihr? Mich hat der Kontrast zum Schluss ganz tief bewegt und als ich versucht habe zu verstehen und zu beschreiben, wie ich in diesem Moment gefühlt hatte, so konnte ich diesem Gefühl eigentlich nur durch diese Geschichte zu einem Körper verhelfen, der es erlaubte betrachtet zu werden.





Der Kuss


Er lag auf dem Rücken, weich gebettet mit seinen Armen auf dem Bauch verschränkt. Der Duft des Sommers war ihm noch in seiner Nase und lies ihn all die Gefühle und Erinnerungen spüren, die er mit dem vergangenen Sommer verband. Der Duft dieses Sommers war auch ein Synonym für Rebecca. Er war neu in der Schule und wie in all den anderen Schulen zuvor, die er besucht hatte, übernahm er freiwillig und wie aus einer inneren Bestimmung heraus, die Rolle des Aussenseiters. Doch diesmal war etwas anders. Er erinnerte sich an die Begegnung mit Rebecca in der ersten Schulstunde des neuen Jahres. Wie in Zeitlupe bewegte sich ihr Mund, als sie in der Pause mit ihm sprach. Was er damals selbst sagte wusste er nicht mehr. Er konnte sich nur noch an ihr Lächeln erinnern. Er erinnerte sich auch noch an ihren ersten Kuss. Drei Wochen nachdem er in die Klasse gekommen war begegneten sie sich auf ihrem täglichen Schulweg an der Bushaltestelle. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich auf dem Schulweg trafen. Diesmal spürte er jedoch, dass etwas ganz besonderes passieren sollte. Auf dem Rücksitz des Busses kamen sie sich näher und zum ersten Mal spürte er ihre Haut. Er spürte auch ihre innere Unruhe. War sie innerlich ebenfalls so aufgewühlt durch ihre Gefühle wie er selbst oder hatte das andere Gründe? Sie sassen eng nebeneinander und wie durch Zufall berührten sich ihre beiden Arme. War er wirklich verliebt in Rebecca? Er suchte ihre Augen um eine Antwort auf seine Frage zu erhalten und spürte den sanften Hauch aus ihrem Mund. Er schmeckte ihre Lippen und sog ihren sanften umwerfenden Duft durch seine Nase auf. Er liebte sie. Die Frage wurde zur Gewissheit. Viel zu schnell verging die Busfahrt, sie hätte noch ein ganzes Leben dauern können! An der Schulstation angelangt entlud sich wie auf einen Schlag Rebeccas innere Unruhe. Sie sprang auf, rannte zur Türe, die sich gerade öffnete und rief ihm zu „Reingefallen, Reingefallen. Du glaubst doch nicht, dass ich einen Aussenseiter wie Dich jemals freiwillig küssen würde. Die Wette habe ich gewonnen!“.Plötzlich war auch der Duft des Sommers verschwunden, den er eben noch so intensiv in seiner Nase gespürt hatte. Er war dem dumpfen Geräusch gewichen, welches die Erde hinterliess, die auf seinen Sarg herab prasselte.



Freitag, 5. Januar 2007

Sinfonie der Zeiten

Die Gegenwart ist kurz. Sie erklingt und kaum ist sie ausgeklungen ist sie fast schon wieder Vergangenheit. Wir freuen uns auf die Töne der Zukunft. Doch sie werden sich an den Tönen der Vergangenheit messen müssen, denn die Sinfonie besteht weder aus dem was war noch aus dem was sein wird, sondern aus derer Zusammenspiel.

Und doch braucht es immer neue Variationen in unserer Zukunft um unsere Sinfonie am Leben zu erhalten. Man tut jedoch gut daran sein Thema zu erkennen, denn das Thema und unsere Seele sind zwei Konstanten, die uns nie verlassen werden.


Kundera drückt dies in seinem Buch ‚Das Leben ist anderswo’ folgendermassen aus:
„Glauben Sie, die Vergangenheit sei, nur weil sie schon geschehen ist, fertig und unabänderlich? Ach nein, ihr Kleid ist aus schillerndem Taft geschneidert, und jedes Mal, wenn wir uns nach ihr umdrehen, sehen wir sie in einer anderen Farbe.“

Oder, um wieder andere Worte zu wählen, ein glücklicher Moment in der Gegenwart kann die Vergangenheit in neuem Lichte erstrahlen lassen.

Freitag, 29. Dezember 2006

Our eight years...

Loneliness unchains my inner most, deep down on the bottom of my sea. It rises, expands like bubbles of air. Once in sight, short below the surface, it appears so big. I try grabbing it as it surfaces, but it shows only for a glimpse of time and all I can feel in my hands is the water it moves. I cannot hold it back to get to know it better. But yet I am deeply moved.

A Question of Lust (Depeche Mode, 1986)

Fragile
Like a baby in your arms
Be gentle with me
I'd never willingly do you harm

Apologies
Are all you seem to get from me
But just like a child
You make me smile
When you care for me
And you know

It's a question of lust
It's a question of trust
It's a question of not letting
What we've built up
Crumble to dust
It is all of these things and more
That keep us together

Independence
Is still important for us though (we realise)
It's easy to make
The stupid mistake
Of letting go (do you know what I mean)

My weaknesses
You know each and every one (it frightens me)
But I need to drink
More than you seem to think
Before I'm anyone's
And you know

It's a question of lust
It's a question of trust
It's a question of not letting
What we've built up
Crumble to dust
It is all of these things and more
That keep us together

Kiss me goodbye
When I'm on my own
But you know that I'd rather be home

It's a question of lust


Our Story (~baghira, 2006)

We didn’t manage
to walk the fine line
we should have committed
one point in time

It is easy to see now
But almost impossible then

We did let go
And so it crumbled

Kiss me goodbye
When I'm on my own
Because you also know
We're now on our own

In loving memory of our eight years together (1994-2002)…

Montag, 25. Dezember 2006

Drei liebe Freunde...

Heute besuchten mich drei liebe Freunde von früher und eigentlich hätte ich über ihren Besuch sehr froh sein sollen aber alle drei zusammen hatte nicht erwartet – so war ich traurig.

Ich war gerade aufgestanden und sass im flauschigen Bademantel vor meinem Computer und fand keine Antwort auf die Frage warum sie mir nicht geschrieben hatte. Es gab viele mögliche Antworten, aber immer wenn ich mich zu einer Antwort durchringen wollte, meldete sich eine andere Stimmt vehement zu Wort. Es waren meine Gefühle, meine Unsicherheit und meine Angst, die darum stritten die Frage beantworten zu dürfen.

Ich verstand mich selbst auch nicht wirklich. Wir hatten uns nur einmal gesehen. Ich bin, so vermute ich, nicht verliebt aber dennoch sehr berührt. Wenn ich mich an den Abend zurück erinnere, könnte ich nicht einmal sagen was mich so berührt hat. Aber seit diesem Abend hat mich irgendetwas verzaubert.

In meinen Gedanken versunken, hörte ich das Klopfen an meiner Wohnungstüre erst als es bereits sehr insistierend war. Ich erwartete niemanden. Schon gar niemanden, der nicht die Klingel an der Hauseingangstüre benutzen würde. Ich ging zur Tür und öffnete. Es war eine gute Bekannte, die mich regelmässig besuchte und deren Besuche ich mittlerweile sehr schätzte, da sie mich stets meinen Gefühlen näher brachte - die Melancholie.

Wir gingen wieder ins Arbeitszimmer und setzten uns an den Computer. Zusammen surften wir ein wenig durch die Foren, schauten welche Leute online waren und versuchten uns abzulenken. aber wir sahen bald ein, dass dies uns keinerlei Ablenkung schenken würde. So widmeten wir uns also wieder uns selbst.

Wir standen auf und gingen zusammen ins Wohnzimmer. Ich legte eine CD ein, welche ich am Tag zuvor gebrannt hatte und drehte mich um. Ich erschrak. Wir waren nicht alleine im Wohnzimmer. Auf dem Sofa vor uns lag - die Sehnsucht. Vermutlich kam sie ins Geheim mit der Melancholie in meine Wohnung, ohne dass ich es bemerkt hätte. Sie fühlte sich offensichtlich wohl in meiner Wohnung und machte es sich auf meinem Sofa bequem. Ich wurde traurig und hätte nicht sagen können ob es Freudentränen oder Tränen der Traurigkeit waren, die mir langsam über meine Wangen kullerten als ich so da stand und sie anstarrte. Es war selten, dass mich die Sehnsucht in meiner Wohnung so unverhohlen besuchte. Oft spürte ich sie zwar in meiner Nähe, aber selten zeigte sie sich so offen in ihrer vollen Schönheit.

Wir legten uns zu dritt aufs Sofa, deckten uns mit der kuscheligen blauen Decke zu und versanken ineinander. Aus den Boxen der Stereoanlage klang 'Somebody' von Depeche Mode. Dieses Lied befand sich eigentlich ganz am Schluss der CD, die ich eingelegt hatte. Es muss die Sehnsucht gewesen sein, die die anderen Lieder überspringen lies.

I want somebody to share
Share the rest of my life
Share my innermost thoughts
Know my intimate details
Someone who'll stand by my side
And give me support
And in return
She'll get my support
She will listen to me
When I want to speak
About the world we live in
And life in general
Though my views may be wrong
They may even be perverted
She'll hear me out
And won't easily be converted
To my way of thinking
In fact she'll often disagree
But at the end of it all
She will understand me
Aaaahhhhh....


Wir umarmten uns immer noch, ganz versunken in die Worte und Klänge, die unser Wohnzimmer durchdrangen und gleichzeitig spürten wir, wie sie näher kam - die Traurigkeit.

I want somebody who cares
For me passionately
With every thought and
With every breath
Someone who'll help me see things
In a different light
All the things I detest
I will almost like
I don't want to be tied
To anyone's strings
I'm carefully trying to steer clear of
Those things
But when I'm asleep
I want somebody
Who will put their arms around me
And kiss me tenderly
Though things like this
Make me sick
In a case like this
I'll get away with it
And in a place like this
I'll get away with it
Aaaahhhhh....


Jetzt erst waren wir vollständig. Lange noch lagen wir eng aneinandergekuschelt auf dem Sofa, eingehüllt in die warme blaue Decke. Und erst als wir ganz ineinander verschmolzen waren stand ich auf und setzte mich an meinen Computer um diesen Moment, wie er gefühlvoller nicht hätte sein können, festzuhalten.