Sonntag, 8. Juli 2007

Schlafes Bruder – Robert Schneider

Wie damals auch der Film, hat mich dieses Buch sehr bewegt. Es dauert einige Seiten, bis man sich in die Sprache des Buches eingelesen hat, dann gewinnt sie jedoch unglaublich an Plastizität, so dass das Leid und die Tragik, welche Johannes Elias Alder in seinem Leben begegnen, schon fast erdrückend wirken.

Der musikalisch hochbegabte Johannes Elias Alder wächst in einem abgelegenen Bergdorf im Voralbergischen zwischen Neid, Missgunst und der realen Härte des Lebens, als Sonderling auf. Seine Feinfühligkeit und Sensibilität, welche sich im Roman nicht nur auf musikalische Weise äussern, hindern ihn daran sich in die dort bestehende Gesellschaft zu integrieren. Man könnte es vielleicht auch zutreffender formulieren: Seine Feinfühligkeit und Sensibilität werden von den Menschen des Dorfes, wie auch seinen eigenen Eltern aus Angst vor der allgemeinen Meinung, nicht verstanden, ja sogar als bedrohlich empfunden und so wird Elias aus der Gemeinschaft des dörflichen Konsenses verstossen.

Stellenweise scheint sein Leben durch die Liebe zu Elsbeth wieder an Sinn und Hoffnung zu gewinnen. Es ist jedoch dieselbe Liebe, die ihn letztendlich zugrunde richtet, da sie nie eine Chance fand sich zu manifestieren.

»Darum habe ihm Gott Elsbeth verweigert, denn die Zuneigung sei nur lau und halb gewesen. Eine Aufhäufung von Lügen und Halbherzigkeiten, sei sein sogenanntes Lieben gewesen.«

Vom Glauben besessen, Elsbeth nicht genug geliebt zu haben, beschliesst Elias schlussendlich nicht mehr zu schlafen, denn während er schlafe, könne er nicht mehr lieben...

Schlafes Bruder ist ein sehr eigenes Buch und ich kann mir gut vorstellen, dass man es auch absolut deprimierend oder auch aufgrund der Sprache selbst langweilig finden kann. Bei mir war jedoch das Gegenteil der Fall. Aus all den Sätzen, die ich mir angestrichen habe, ist mir folgender am meisten in Erinnerung geblieben (vielleicht weil dieser mich sehr stark an Stendhal erinnert):

»Welch prachtvolle Menschen - kommt uns der Gedanke wieder - muß die Welt verloren haben, nur weil es ihnen nicht gegönnt war, ihr Leben im Gleichmaß von Glück und Unglück zu leben.«

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