Sonntag, 24. Juni 2007

Sommer mit Fremden - Taichi Yamada

Eigentlich wollte ich ja heute in den Zoo gehen um ein bisschen zu fotografieren. Als ich allerdings erst am frühen Vormittag aufgewacht bin und es schön warm draussen war, habe ich mich entschlossen lieber an den See zu liegen und dort etwas zu lesen. So bin ich also in die Stadt gefahren, hab mir Sushi gekauft und es mir damit am See bequem gemacht und habe dort das Buch ‚Sommer mit Fremden’ von Taichi Yamada gelesen.


Nach der Trennung von seiner Frau, die Hideo Harada selbst vorangetrieben hatte, verfällt er in eine tiefe Melancholie. Zunehmend fühlt er sich der erdrückenden Stille seiner Wohnung ausgesetzt und fühlt sich schlussendlich von ihr bedroht.

An einem dieser Tiefpunkte lernt er Kei kennen. Als sie ihn eines Abends besucht, weisst er sie jedoch aus seinem eigenen Schmerz heraus zurück und verschanzt sich, unwissend ob der Tragweite der Zurückweisung, wieder in der Stille seiner Wohnung. Über die nächsten Tage und Wochen scheinen die Beiden sich jedoch näher zu kommen. Als Hideo jedoch bei einem Kinobesuch seinen vor mehr als 36 Jahren verstorbenen Vater begegnet beginnen Realität und Traumwelt ineinander zu verfliessen.

Es ist wirklich beeindruckend, wie Yamada die Situationen in der verschwimmenden Welt zwischen Schein und Realität beschreibt. Einerseits faktisch irreal und doch seinen Gefühlen folgend erlebt man eine Welt, die realer sich sein könnte und wird im nächsten Moment wieder vom Verstande ermahnt diese Welt als Scheinwelt zu entlarven.

Gegen Ende des Buches wird die Handlung zunehmend asiatischer und ich habe mich an einige Filme aus meiner Jugend, als wir noch in Singapur wohnten, erinnert gefühlt. 'Sommer mit Fremden' ist ein wirklich tolles Buch, welches ich uneingeschränkt weiterempfehlen kann.

Besonders haben mich jedoch die Schilderungen Yamada's getroffen, in der er die erdrückende Stille der Wohnung beschreibt, in der Hideo nun alleine lebt. Ich kenne genau dieses Gefühl. Als meine damalige Partnerin und ich uns im Januar 2003 nach acht Jahren getrennt haben, habe ich diese bedrohliche Stille auch erlebt. Es war eine verunsichernde Erfahrung, als ich damals, als erwachsener Mann, Angst hatte alleine in der Wohnung zu sein. Wie Hideo in dieser Geschichte knipste ich auch alle Lichter an oder schaute, wie ich es als Kind stets tat, vor dem ins Bett gehen unter mein Bett. Nur so konnte ich überhaupt einschlafen. Jemandem, der dies nicht selbst erlebt hat, wird dies wohl im besten Falle unerklärlich vorkommen - und doch war das Gefühl nach all den Jahren ohne Schutz alleine in der Welt zu stehen sehr real. Diesem Gefühl entstammt auch teilweise der Satz 'Ich fühle mich geborgen, wenn ich beschützen kann...', über welchen ich an meinem Geburtstag eine Kurzgeschichte geschrieben habe.

Keine Kommentare: