Sonntag, 3. Juni 2007

Das letzte Wort der Wanderratte - Rafik Schami

Nach den zwei Wochen Zelten bei teilweise sehr starkem Regen und Sturm war es wieder mal eine richtige Wohltat in meiner Badewanne zu liegen, mein MacBook mit iTunes sowie Capuccino neben mir zu haben und einfach 3h zu lesen.

Das letzte Wort der Wanderratte ist eine Sammlung von sieben Geschichten. Teils sind es Märchen, teils Fabeln oder aber utopische Geschichten. In allen diesen Geschichten geht es jedoch in irgendeiner Art um Heimat, Ferne, Heimweh oder einfach nur die manchmal verbohrte Sichtweise der Menschen, die es nicht wagen über ihren Tellerrand zu schauen. Hierzu ist mir übrigens öfters ein Zitat von Einstein eingefallen, welches ich erschreckend (auch manchmal auf mich bezogen) zutreffend finde:

Der Horizont mancher Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null und sie nennen ihn ihren Standpunkt.


Auch wenn mich das Buch nicht so wie manches Andere bewegt hat, hat es mir doch einiges zu Denken gegeben. Zu Denken bezüglich den Dingen, die wir um uns herum im Leben fein säuberlich anordnen und gestalten, so dass sie uns Halt und Struktur geben wenn wir dies brauchen. Aber eben diese Dinge behindern uns auch. Sie behindern uns daran konstant weiter zu lernen, neues zu entdecken und als Mensch immer bei uns selbst zu sein und nicht in einem Bild von uns selbst zu verharren, das längst nicht mehr von unserer Seele getragen wird.

Wer kennt es nicht, das Gefühl manchmal ausbrechen zu müssen oder das Gefühl, dass man sich selbst ein Unglück anzettelt, nur damit man diese Strukturen abschüttelt, mit denen man zu lang gelebt hat und die einem nach all ihrer Hilfe nun hinderlich geworden sind. Mein Wunsch ist es irgendwann einmal so sensibel mir gegenüber zu sein, dass ich stets merke, was mein Innerstes gerade fühlt, denn wenn ich es spüre, dann kann ich ihm auch Platz geben zu Sein. Schön allerdings ist es zu sehen, dass ich dies schon viel besser kann als früher.

Dies hat mich gerade an die zweite Geschichte in dem Buch erinnert, in der der sterbende Vater seinem jüngsten Sohn auf dem Sterbebett sagt „Dein Haus ist die Unruhe, dein Tag die Ungewissheit, doch in der Suche liegt dein Glück. Dir soll mein Esel gehören.“, und ihm seinen Esel vermacht, mit dem der Sohn zusammen im Verlaufe der Geschichte die Welt und auch sich selbst erkundet und entdeckt.

Keine Kommentare: