Donnerstag, 28. Juni 2007

Nur wer liebt, ist lebendig – Hermann Hesse

Die Bilder, die Hesse in den fünf Geschichten dieses Bandes entwirft, entstammen dem damals gerade begonnenen Jahrhundert (1900-1909). Dementsprechend antiquiert ist auch die Sprache, der er sich bedient. Und doch sind die Geschichten so schön geschrieben, dass es unheimlich Spass macht sie zu lesen und wir in eine, für uns fremde Welt von vor über hundert Jahren versinken. Eine Welt der Edelmänner, Künstler und Salonempfänge. Eine Welt mit vielen Umgangsformen, die uns so antiquiert erscheinen, dass sogar der in Gedanken geäusserte Wunsch des Protagonisten nach einem Kuss seiner Angebeteten als Frevel erscheint.

Und doch entdeckt man all das wieder, was wir auch aus unserer Zeit kennen. Die Gefühle des hin und her gerissen seins zwischen Mut und Schüchternheit, die Unsicherheit der Jugend (nur der Jugend?), die sich fragt, was die Angebetete wohl jetzt denken möge, die Leidenschaft und deren Verzweiflungstaten um gehört und gelebt zu werden.

Mir hat es unglaublich Spass gemacht die Geschichten zu lesen. Speziell die erste Geschichte, in der der 22 jährige Hesse seine unerwiderte Liebe zur Pianistin Elisabeth La Roche verarbeitet und entgegen dem damaligen wahren Leben sich kurzerhand zum bedeutenden Künstler erhebt und seinen Konkurrenten in Androhung eines Duells zur Raison bringt, finde ich wunderschön. Ein Buch, das es sich lohnt zu lesen!

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