Donnerstag, 30. April 2009

FlyKKiller / Pati Yang

Vor einer Weile unterhielten eine Bekannte und ich uns via email über Musik. Bei dieser Gelegenheit machte sie mich auf Pati Yang aufmerksam und meinte, dass mir diese Art von Musik wohl auch gefallen könnte – Wie wahr!



Seit einigen Wochen laufen die Sounds von Pati Yang oder FlyKKiller (1, 2), zu denen Pati Yang gehört, des Öfteren bei mir und als ich heute im Fitness wieder FlyKKiller hörte, dachte ich, sie hätten auch einen Platz auf meinem Blog verdient.

Und hier noch zwei weitere Songs. Der erste Song, Fear, stammt ebenfalls von FlyKKiller während All that is thirst auf Pati Yangs Solo CD Silent Treatment zu finden ist.

Danke für den Tip Gina ;-)

 

Dienstag, 28. April 2009

Das empathische Gehirn – Nadia Zaboura

In letzter Zeit ist mir das Thema Spiegelneuronen immer wieder mal über den Weg gelaufen. Grund genug also, sich damit eingehender zu beschäftigen. Nach kurzer Amazon-Recherche habe ich dann ‘Das empathische Gehirn’ von Nadia Zaboura sowie ‘Empathie und Spiegelneurone’ von Giacomo Rizzolatti, einem der Entdecker der Spiegelneuronen bestellt.

Nun aber zum eigentlichen Buch. In neun Kapiteln erläutert Nadia Zaboura, wie die Spiegelneuronen ihrer Meinung nach die Grundlage für intersubjektives Verständnis, Empathie und menschliche Kommunikation schaffen. Nach einer kurzen Einleitung ‘Menschlichkeit: Ein geistiges oder biologisches Phänomen’, welche bereits ganz am Anfang des Buches auf die Dichotomie hinweist, in welche die derzeitige Forschergemeinde verfallen zu sein scheint (mehr dazu später), folgen drei historisch motivierte Kapitel, welche von Descartes über Husserl bis Merleau-Ponty reichen und reichlich Einblick in den geschichtlichen Werdegang der Leib-Seele Debatte geben.

Das fünfte Kapitel gibt dann in eher faktenorientierter Art und Weise die wichtigsten Erkenntnisse aus der Spiegelneuronenforschung wieder und dient somit als Basis für die letzten vier Kapitel, welche diese Erkenntnisse aus einem sozialwissenschaftlichen Fokus diskutieren und wohl das eigentliche Anliegen des Buches darstellen.

Neben den vielen Fakten und Anregungen zu neuen Gedanken, die mir dieses Buch gegeben hat, bin ich aber vor Allem erstaunt über die bereits oben angesprochene Dichotomie der Publikationen, welche man in diesem Forschungsgebiet und eben auch in diesem Buch findet. Während des Lesens hatte ich des Öfteren das Gefühl, dass sie Autorin sich auf emotionaler Ebene sehr stark dem humanistischen Gedankengut verbunden fühlt und aus dieser Sicht heraus das Gedankengut anderer Neurowissenschaftler wie Singer und Roth (auf die sie sich des Öfteren zu beziehen scheint, ohne sie jedoch zu nennen) als gefährlich und unterminierend empfindet. Eine Haltung, die mich als Physiker stellenweise an die Welle-Teilchen-Dualismus-Debatte erinnert, welche erst in der Quantenmechanik des 20. Jahrhunderts ihre Auflösung fand.

Zugegebenermassen sind die Neurowissenschaften ein mir relativ neues Gebiet, doch nach all dem, was ich gelesen habe scheint mir, dass Singer als wohl populärster Vertreter des ‚neurologischen Determinismus’ sich in seinen Betrachtungen hauptsächlich auf ‚Stimulus-Response’ Betrachtungsweisen fokussiert (da diese experimentell direkt messbar sind), während die Vertreter des ‚freien Willens’ vorwiegend auf längeren zeitlichen Abschnitten, wie etwa der Ontogenese oder gar der Phylogenese argumentieren. So gesehen, zwängt sich für den Physiker wieder die Analogie zur Quantenmechanik auf, denn die Newton’schen Gesetze, welche unsere alltägliche Erfahrungswelt in den zeitlich relativ langen Massstäben gut beschreibt und welche wir aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte auch als intuitiv eingängig erachten (als Parallele zum Humanismus), geht als Spezialfall für makroskopische Systeme aus der Quantenmechanik hervor, ohne diese zu konkurrenzieren.

Dies scheint mir in gewisser Weise auch der Fall in den Neurowissenschaften zu sein, denn jede der beiden Orientierungen scheint in ihrem eigenen Wirkungsbereich erstaunlich gute und vor Allem belegbare und reproduzierbare Deutungen und Vorhersagen hervorzubringen. Es ist lediglich der Phasenübergang zwischen diesen beiden Wirkungsbereichen, welcher sich weder aus der Einen, noch der Anderen Theorie ergibt. Analog der Entstehungsgeschichte der Quantenmechanik könnten wir daraus schliessen, dass die Erkenntnis über eben diesen Phasenübergang nicht durch das Ausdehnen einer Phase (oder eben einer Ideologie) auf Kosten der Anderen entstehen kann. Vielmehr geht es um das Abstrahieren des derzeitigen Zustandes aus dessen Destillat sich beide Ideologien als Spezialfälle ergeben. Anders ausgedrückt geht es um die übergeordnete epistemologische Instanz.

Alles in Allem, um noch einmal auf das Buch zurück zu kommen, war es jedoch interessant sich seinen Gedanken und Sichtweisen hinzugeben und diese aufzunehmen, auch wenn es stellenweise in Hinblick auf Sprachgebrauch und Komplexität recht anfordernd war.


Montag, 20. April 2009

Der Panama-Hut - oder was einen guten Therapeuten ausmacht – Irvin D. Yalom

Wäre ich beim Stöbern in der Buchhandlung auf ein Buch mit dem Untertitel ‘Was einen guten Therapeuten ausmacht’ gestossen, so hätte ich es wohl ganz schnell wieder ins Regal zurück gestellt, denn üblicherweise erregen Titel, die ganz im Stil des Massenmarktes der Lebensratgeber ihre Einsichten in leicht zu befolgenden Imperativen versprühen, meine ganze Skepsis. Auch der Aufbau des Buches, sowie die Überschriften, welche mir zu ‘catchy’ sind, sprechen mich nicht wirklich an und ehrlich gesagt, hat es mich auch erstaunt, dass Yalom dieses Format gewählt hat um diverse Aspekte aus seinem 45jährigen Berufsleben als Psychotherapeut weiter zu geben, denn aus den bisherigen Büchern, speziell aber aus seinem Fachbuch ‘Existenzielle Psychotherapie’, habe ich ihn als sehr wissenschaftlich denkenden Autor kennen gelernt.

Aber eben, Skepsis einer bestimmten Sache gegenüber ist ein Vorurteil, welches in Abwesenheit detaillierteren Wissens durchaus seine Berechtigung hat (denn Vorurteile geben uns Leitlinien, wie wir mit Dingen umgehen können, für die wir keinerlei Erfahrungswerte haben). Man muss einfach nur bereit sein, seine Vorurteile in Anbetracht neuer Erkenntnisse zu revidieren. Und so erging es mir auch relativ schnell, als ich mir dieses Buch aufgrund meiner bisher guten Erfahrungen mit Yalom vornahm.

In 85 Kapiteln beschreibt Yalom die prägendsten seiner Erfarungen zu grundlegenden Fragen therapeutischen Schaffens. Gut die Hälfte des Buches ist, wie kaum anders zu vermuten war, der Beziehung zwischen dem Therapeuten und dem Klienten gewidmet. Ein Thema, welches zwar in all seinen Büchern eine zentrale Stellung einnimmt, in seiner Verbindung mit dem ‘Hier-und-jetzt’-Konzept für mich jedoch einige Aha-Erlebnisse inne hatte. Die Art und Weise, wie es Yalom gelingt die Pathologien, wegen derer er von seinen Klienten aufgesucht wird in den Sitzungen mit ihnen zu reproduzieren und sie in diesem Moment als Symptomatik zwischen Therapeut und Patient zu betrachten (und nicht etwa als meist verzerrte Wahrnehmung bereits vergangener Geschehnisse) war für mich sehr lehrreich. Mir gefällt in diesem Zusammenhang auch die Überzeugung Yaloms, dass sich der Therapeut viel weniger auf die archäologische Arbeit bezüglich der Vergangenheit des Patientens und dafür mehr auf dessen Interaktion in der Gegenwart fokussieren sollte. Eine solche Auffassung, die in den neueren Zweigen der Psychotherapie häufiger anzutreffen ist, bereichert in meinen Augen die klassische Psychoanalyse ungemein und macht diese für mein Empfinden viel menschlicher und wertschätzender.

Die weiteren drei Themenbereiche, die die andere Hälfte des Buches ausmachen, widmen sich im Folgenden neben den ganz praktischen prozeduralen Themen einer Psychotherapie noch der Verwendung von Traummaterial in der Psychoanalyse sowie den Potentialen und Gefahren psychotherapeutischer Arbeit aus Sicht des Therapeuten.

Alles in Allem ein Buch, von dem ich doch einiges profitiert habe. Zwar überzeugt es mich nicht in dem Masse wie die vorherigen Bücher, die ich aus Yaloms Feder kenne, doch Grund um meine oben beschriebene Skepsis aufzugeben, habe ich allemal ;-).

 

Freitag, 17. April 2009

Die Liebe und ihr Henker – Irvin D. Yalom

Nachdem ich grosse Freude an den letzten drei Büchern von Yalom hatte, die ich über die letzten Wochen hinweg gelesen habe, mache ich in dieser Richtung gleich weiter und stelle heute “Die Liebe und ihr Henker” vor. Nach zwei Romanen (Die Schopenhauer-Kur , und Nietzsche weinte) und einem Fachbuch (Existenzielle Psychotherapie), handelt es sich bei diesem Buch von Yalom um eine Sammlung von 10 Fallbeispielen aus seiner eigenen Praxiserfahrung.


Wer Yalom schon etwas besser kennt, der wird kaum von seiner Haltung, Technik und emotionalen Nähe überrascht sein, doch im Gegensatz zu den anderen Büchern, dir ich von ihm gelesen habe, tritt für mein Gefühl in diesem Buch ein wichtiger Aspekt in den Vordergrund – Die Menschlichkeit des Therapeuten. Während wir zum Beispiel in Frankls Schriften auf viel Narzissmus stossen, so finden wir bei Yalom an den betreffenden Stellen eine enorm grosse Bereitschaft sich selbst zu hinterfragen und sich seinen eigenen allzumenschlichen Bedürfnissen gewahr zu werden, und diese auch mit einer Offenheit anzusprechen, die ich selten in dieser Form gesehen habe.

Gekonnt weckt Yalom mit seinem typischen empathischen und sehr kurzweiligem Schreibstil die Neugier des Lesers bezüglich jedes einzelnen Falls, welchen er beschreibt, und findet dennoch eine ausgewogene Balance zwischen diesen vertikalen Erkundungen der Fallbeispiele und der übergreifenden horizontalen Erkundung der Grundlagen seiner Form der Psychotherapie. Eine Schreibweise, die sich gleichermassen an die Neugier, wie auch den Intellekt des Lesers wendet und in keinem der beiden Fälle das Fundament der Empathie verlässt.

Wem die Romane ‘Die Schopenhauer-Kur’ und ‘und Nietzsche weinte’ zu philosophisch und das Fachbuch ‘Existenzielle Psychotherapie’ zu systematisch ist, der wird an diesen zehn Einblicken in die klinische Arbeit eines humanistisch- existenziell geprägten Psychotherapeuten seine Freude haben.

 

Dienstag, 7. April 2009

Existenzielle Psychotherapie – Irvin D. Yalom

Gestern Nachmittag lag ich in der Sonne am See, genoss das Geräusch des plätschernden Wassers, die aufblühende Landschaft und die Freude der Leute um den einziehenden Sommer. In dieser angenehmen Umgebung habe ich dann auch die finalen Seiten des Buches gelesen, welches mich die letzten zwei Wochen stark beschäftigt hat (und vermutlich auch noch lang beschäftigen wird).


Nach den beiden Romanen (Die Schopenhauer-Kur sowie Und Nietzsche weinte), welche ich von Yalom gelesen habe, hatte ich Lust auf dieses Werk bekommen, denn es ist einerseits Yaloms Erzählstil, der sehr viel Kurzweiligkeit in seine Texte bringt, sowie seine Sichtweise auf unsere Welt, die ich in vielen Dingen sehr bereichernd und erfrischend finde. Zwar darf man Yalom durchaus zur Gilde der Analytiker zählen, doch er schafft es, das stark Vergangenheitsgeprägte und deterministische Weltbild der Analytik zu entwurzeln und in einem, für unsere Zeit fruchtbareren Boden neu anzusiedeln.

So spricht Yalom selbst auch nicht von einer neuen formellen Schule, geschweige denn einer neuen Organisation mit Namen 'Existenzielle Psychotherapie'. Vielmehr erkennt er das Potential des Handwerkszeugs verschiedener Psychotherapeutischer Schulen (obwohl er klar analytisch denkt und agiert, geht er doch des Öfteren in andere Ansätze wie Gestalttherapie oder systemische Therapie über und beleuchtet auch diese) an, legt ihnen jedoch eine neue existenzielle Sichtweise zu Grunde. Eine Sichtweise, die in meinen Augen der heutigen Gesellschaft um einiges gerechter wird, als die Sichtweisen der klassischen Analytik, die parallel zum Ausbruch des Fin de Siècle aus einer fast schon Viktorianisch geprägten Gesellschaftsordnung entstanden ist.

Aus was besteht also dieser neue Boden? Für Yalom sind es ganz existenzielle Dinge wie Tod, Freiheit, Isolation und Sinnlosigkeit, mit denen wir als Menschen schon sehr früh konfrontiert werden und somit auch bereits in diesen frühen Jahren lernen müssen damit umzugehen. Oft bewältigen wir diese herausfordernde Aufgabe, indem wir die Angst, die von solch existenziellen Dingen ausgeht, in eine konkrete Furcht umwandeln, welche sie fassbar und handhabbar macht. Aufgrund der Tatsache, dass sich der Mensch jedoch weiterentwickelt, entsteht aus dieser Übersetzung von Angst in Furcht eine Verschiebung, die meist wachstumshemmend wirkt. Die daraus entstehende Dynamik der Wachstumshemmung versucht Yalom mittels seines existenziellen Ansatzes an die Wurzeln der Angst zurückzuführen, um sich dieser Angst erneut, aber diesmal mit einer grösseren Weisheit und Mächtigkeit zu stellen, als man das im frühen Alter konnte. Nun erkennt man auch, dass es sich nicht um eine neue psychologische Methode handelt, sondern um bewährte und bekannte Methoden verschiedener Richtungen, welche im Lichte einer neuen Fragestellung (Tod, Freiheit, Isolation und Sinnlosigkeit) breitere Farbenvielfalt zeigen.

Im Folgenden geht Yalom sehr detailliert auf jedes der vier Themenbereiche ein. Im ersten und längsten Kapitel über den Tod beleuchtet er das Faktum, dass der Mensch sehr viel Lebensenergie darauf verwendet, die Todesangst, welche sich schon in frühen Jahren gebildet hat, zu verleugnen. Auf der Basis der weit reichenden Wirkung dieser Angst beschreibt Yalom plastisch an vielen klinischen Beispielen, wie verzwickt die sich daraus ergebenden Verschiebungen sein können und wie aufmerksam ein Psychotherapeut im Gegenzug sein muss, um sich dieser Thematik erfolgreich zu nähern. Über die Jahre hinweg haben sich jedoch für Yalom zwei Grundtypen dieser Verschiebungen herauskristallisiert.

Zum Einen ‚Der Glaube an die eigene Unverletzlichkeit und Besonderheit’ und dem daraus resultierenden Streben nach Autonomie, Macht, Effizienz und Kontrolle. Also Werte, die man in vielen Bereichen unserer Gesellschaft antrifft und die durchaus Schatten ein und desselben (existenzialistischen-) Feuers sein mögen.

Zum Anderen beschreibt Yalom ‚Den Glauben an den letzten Retter’, der ursprünglich stark im religiösen Kontext zum Tragen kommt, sich jedoch in der heutigen säkularen Gesellschaft auch auf andere Weise bemerkbar macht. So tritt heute oftmals ein Partner, die Eltern oder ein anderes (manchmal schwächeres, manchmal stärkeres) Individuum an die Stelle des letzten Retters, oder wird sogar vom Patienten dorthin berufen, ohne sich im Genauen über diese Funktion bewusst zu sein.

Wenn man speziell die Verschiebung 'des letzten Retters' betrachtet, so kommt man schnell zum zweiten grossen Teil in Yaloms umfassenden Werk - der Freiheit. Denn parallel mit dem Aufbau eines pathologischen Machtgefälles, welches Grundlage für diese Lebensbewältigungsstrategie ist, geht die Ablehnung der Verantwortung für sein eigenes Leben einher. In mir bis daher nicht bekannter Plastizität, führt Yalom einerseits in diese existenzialistische Sichtweise anhand verschiedener literarischer texte ein, während er gekonnt den Bogen in die Psychotherapie spannt und diesen mit wirklich interessanten Fallbeispielen untermauert. Es ist wunderbar zu lesen, wie Yalom die philosophischen Ansätze von Denkern wie Nietzsche, Camus, Sartre (1, 2, 3, 4, 5) oder Heidegger mit alltäglichem Menschenbezug anreichert und sie so in meinen Augen regelrecht vervollständigt. Jeder, der den Texten der oben genannten Philosophen etwas abgewinnen kann, wird von diesem Kapitel begeistert sein. Für mich waren die Texte zur Freiheit, oder besser gesagt, deren Bedrohung der art, dass sie uns die volle Verantwortung für unser Leben in lediglich unsere beiden, manchmal schwachen, Hände legt enorm interessant.

Im Abschnitt über die Isolation beleuchtet der Autor neben der interpersonalen und intrapersonalen Isolation hauptsächlich die spezielle Form der existenziellen Isolation und zeigt ihre möglichen Ausdrucksmöglichkeiten durch eine der vorherig genannten Arten der Isolation. Eng verwandt mit der Last der Freiheit, die wir zu manchen Zeiten gerne in die Hände Anderer, uns wohl gesonnener Menschen legen würden, ist auch die Last der letztendlichen Einsamkeit mit sich selbst, die nur vordergründig durch die Anwesenheit eng verbundener Menschen gelindert wird. Yalom zeigt auch hier wieder anhand eindrücklicher klinischer Fallbeispiele und vieler Referenzen, dass es tatsächlich eine Grundlage für eine wachstumsorientierte Beziehung zu anderen Menschen ist, diese existenzielle Angst der Isolation und die anderen Arten der Isolation zu entflechten und diese als das zu erkennen, was sie wirklich sind.

Der letzte grosse Abschnitt in Yaloms Werk widmet sich dem Sinn, oder in seiner pathologischen Ausprägung, der absoluten Absenz des Sinnes, wobei er sich stark auf das Gedankengut von Viktor Frankl bezieht. Hier hätte ich mir durchaus noch einige andere Gedankenkonstrukte gewünscht. Was jedoch sehr interessant war, war Yaloms Sichtweise auf die Genese Frankls Theorie und somit deren Fokussierung. Durch Yaloms Bemerkungen zu Frankls Gedankenkonstrukt hat sich dieses für mich enorm geweitet und auch etwas den Anschluss an andere, für mich interessante Konstrukte, gefunden.

Von Aufbau, der Struktur und Schreibweise ist Yaloms Werk sehr verständlich und interessant aufgebaut. Jedes der vier grossen Kapitel enthält eigene Kapitel oder Abschnitte über die Einführung in die eigentliche Thematik, die Wirkungsweise und das Erkennen der diversen Symptomatiken, sowie die Diskussion eines möglichen therapeutischen Ansatzes. Doch die Fülle an Information und die weitreichende Natur der Gedankenkonstrukte fordert den Leser in besonderer Weise. Dies ist jedoch alles andere als eine aufkeimende Kritik an einem für mich phantastischen Einblick in eine, mir sehr heimisch fühlende Sichtweise auf den Menschen der heutigen Zeit. Ein wirklich bereicherndes Buch, welches ich jedem, der sich für Psychotherapie und/oder Philosophie interessiert nur ans Herz legen kann.

 

Samstag, 4. April 2009

Panic – Henry Bromell

Der Film ist gerade fertig und ich höre noch die letzten Töne des Abspanns, sehe die letzten Bilder von Vater und Sohn und spüre die letzten Tränen, wie sie langsam auf meinen Wangen trocknen.


Eigentlich hab ich denFernseher nur aus Langeweile angestellt und hatte nicht wirklich vor Fern zu sehen. Typischerweise zappe ich in solch einer Stimmung etwas herum, bis ich dann einschlafe. Doch bereits die ersten Bilder dieses Films zogen mich so in ihren Bann, dass ich die Fernbedienung weg legte, alle Lichter ausschaltete und die Bilder auf mich wirken lies.

Alex (William H. Macy) besitzt zwei Berufe. In seiner Wohnung betreibt er einen kleinen Versandhandel und vertreibt Küchenutensilien genau so wie Erotik-Artikel. Den wahren Unterhalt für seine Familie verdient Alex jedoch mit seinem zweiten Beruf: Er tötet Menschen. Gelernt hat er diesen Beruf von seinem Vater, der immer noch die Geschäfte führt und für den Alex seit seiner Jungend arbeitet. Doch je mehr Alex’ eigener Sohn auf das Alter zugeht, in welchem Alex das erste mal eine Waffe abfeuerte, desto mehr schlägt seine fast angeboren erscheinende Dysthymie in eine tiefe Krise um.

Um sich seiner selbst wieder habhaft zu werden, wendet sich Alex an einen Psychoanalytiker, in dessen Wartezimmer er Sarah (Neve Campbell) trifft, deren geheimnisvolle und melancholische Leichtigkeit ihn in ihren Bann zieht. Doch als ein paar Wochen später sein Vater ihm den Umschlag mit den Unterlagen für seinen neuen Auftrag überreicht beginnt der Auftakt für ein dramatisches Ende.

In vielen Stellen hat mich dieser Film an ‚Lost in Translation’ erinnert. Da ist zum Einen der traurig sentimentale Gesichtsausdruck, den Bill Murray und William H. Marcy sich teilen. Zum Anderen ist es sicher auch das Zusammentreffen des Familienvaters mittleren Alters und dem jungen Mädchen, das die sonst so transzendenten Themen Sinn und Freiheit für den Zuschauer unterschwellig greifbar macht, ohne sie je direkt anzusprechen. Aber vor Allen Dingen sind es die phantastischen Bilder, die langsamen, fast schon behutsamen Einstellungen und die wirklich passende Musik, die ein intensives Gefühl von dem vermitteln, was nie wirklich direkt ausgesprochen wird.