Freitag, 17. April 2009

Die Liebe und ihr Henker – Irvin D. Yalom

Nachdem ich grosse Freude an den letzten drei Büchern von Yalom hatte, die ich über die letzten Wochen hinweg gelesen habe, mache ich in dieser Richtung gleich weiter und stelle heute “Die Liebe und ihr Henker” vor. Nach zwei Romanen (Die Schopenhauer-Kur , und Nietzsche weinte) und einem Fachbuch (Existenzielle Psychotherapie), handelt es sich bei diesem Buch von Yalom um eine Sammlung von 10 Fallbeispielen aus seiner eigenen Praxiserfahrung.


Wer Yalom schon etwas besser kennt, der wird kaum von seiner Haltung, Technik und emotionalen Nähe überrascht sein, doch im Gegensatz zu den anderen Büchern, dir ich von ihm gelesen habe, tritt für mein Gefühl in diesem Buch ein wichtiger Aspekt in den Vordergrund – Die Menschlichkeit des Therapeuten. Während wir zum Beispiel in Frankls Schriften auf viel Narzissmus stossen, so finden wir bei Yalom an den betreffenden Stellen eine enorm grosse Bereitschaft sich selbst zu hinterfragen und sich seinen eigenen allzumenschlichen Bedürfnissen gewahr zu werden, und diese auch mit einer Offenheit anzusprechen, die ich selten in dieser Form gesehen habe.

Gekonnt weckt Yalom mit seinem typischen empathischen und sehr kurzweiligem Schreibstil die Neugier des Lesers bezüglich jedes einzelnen Falls, welchen er beschreibt, und findet dennoch eine ausgewogene Balance zwischen diesen vertikalen Erkundungen der Fallbeispiele und der übergreifenden horizontalen Erkundung der Grundlagen seiner Form der Psychotherapie. Eine Schreibweise, die sich gleichermassen an die Neugier, wie auch den Intellekt des Lesers wendet und in keinem der beiden Fälle das Fundament der Empathie verlässt.

Wem die Romane ‘Die Schopenhauer-Kur’ und ‘und Nietzsche weinte’ zu philosophisch und das Fachbuch ‘Existenzielle Psychotherapie’ zu systematisch ist, der wird an diesen zehn Einblicken in die klinische Arbeit eines humanistisch- existenziell geprägten Psychotherapeuten seine Freude haben.

 

Keine Kommentare: