Samstag, 15. Dezember 2007

Gesammelte Olivenkerne aus dem Tagebuch der Fremde – Rafik Schami

Olivenkerne nennt Rafik Schami seine meist ein bis drei Seiten langen Texte von denen er 57 in diesem Buch veröffentlicht hat. Die ersten Olivenkerne Schamis erblickten im Februar 1994 das Licht der Öffentlichkeit in Form einer Kolumne der Schweizer Wochenzeitung. Vom 18.02.1994 bis zum 17.02.1995 veröffentlichte Schami jede Woche einen seiner Olivenkerne. Die hier vorliegende Sammlung von Olivenkernen ist nun Schamis eiserne Reserve, welche er sich aus der Angst nicht jede Woche einen Text unter Termindruck fertig stellen zu können angelegt hat.

Wie die anderen Bücher, welche ich bisher von Schami gelesen habe (Eine Hand voller Sterne, Das letzte Wort der Wanderratte, Märchen aus Malula) ist auch dieses Buch sehr stark im Arabischen verwurzelt. Schami, der schon über ein Vierteljahrhundert in Europa lebt, schaut mit dem Herzen eines Arabers auf die Unterschiede dieser beiden Welten und versteht es gekonnt und ohne jegliche Polemik deren Eigenheiten gegenüberzustellen.

"Unsere Zeit ist erschreckend schnellebig. Die Entwicklung der letzten fünf Jahre hätte früher Jahrhunderte gebraucht. Der Koloß im Westen hat seinen östlichen Rivalen besiegt und ist selbst so entkräftet, daß er für die Zukunft keine Visionen mehr besitzt. So fallen viele der ehemals bewegenden Ideen in einen bodenlosen Sumpf der Barbarei zurück. Extremer Nationalismus, Fundamentalismus und Bürgerkrieg sind Spielvarianten des Verlusts der Hoffnung auf Zukunft."

Allerdings muss ich sagen, dass mir die anderen Bücher von Schami einiges besser gefallen haben. Zum Teil finde ich die Texte doch etwas einfach gestrickt und ich vermisse seine Differenziertheit, welche er in seinen sonstigen Büchern an den Tag legt. Alles in Allem, ein nettes Buch zu lesen, aber sicher keines, welches man unbedingt gelesen haben muss.

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