Sonntag, 23. Dezember 2007

Das Schloss der Frösche – Jostein Gaarder

Heute wollte ich eigentlich mal wieder fliegen gehen und etwas über der Welt schweben. Der dichte Nebel hat mich jedoch am Boden gehalten. Also hab ich erstmal richtig ausgeschlafen, etwas rumgebummelt und mir dann ein Bad einlaufen lassen und in der Badewanne ein Kinderbuch gelesen. Das war irgendwie das passende Pendant zum Fliegen heute.

Kristoffer Poffer ist ein junger Prinz, der in seinem Schlafanzug nachts im Wald auf den Wichtel Umpin trifft. Eigentlich ist Kristoffer aber kein Prinz; und Poffer heisst er auch nicht wirklich mit Nachnamen. Nur wie sollte er das dem Wichtel erzählen, denn als normalen kleinen Jungen hätte dieser ihn wohl kaum ernst genommen. Und so wurde Kristoffer zu einem richtigen Prinzen.

Zusammen mit Umpin reist Kristoffer durch eine geheimnisvolle Welt voller Tiere und Menschen, die ihn alle irgendwie auch an seine Familie erinnern. Zwischen Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade, Salamandern, die einen Aufstand im Königreich anzetteln, einer undurchsichtigen Königin und einem König, dem das Herz gestohlen wurde, entdeckt Kristoffer die ganz eigenen Gesetzmässigkeiten dieser Welt. Gesetzmässigleiten, die für den (Vor-)Leser wohl so fantastisch und unerklärlich erscheinen wie die Erwachsenenwelt auf Kinder wirken muss - und doch findet Kristoffer immer wieder Parallelen. So wird der alte König immer mehr zu Kristoffers verstorbenen Grossvater, so dass sich die Beiden am Ende ihrer jeweiligen Reise nocheinmal begegnen können.

Wenn man sich auf eine Welt in der man nicht viel versteht einlässt und sie erkundet, dann beginnt sie manchmal auf erstaunliche Weise Sinn zu machen. Ein paar mal ist mir beim Lesen einer meiner Lieblingssätze, die mir beim Tagebuchschreiben eingefallen sind, in den Sinn gekommen:

"Oft ist es unsere Blauäugigkeit, die uns Türen öffnet, die wir schon lang zuvor verschlossen geglaubt haben."

Und natürlich wäre es kein Buch von Gaarder, wenn nicht Gaarder typische Zitate vorkommen würden. So regt Gaarder die Fantasie derer, die diese Geschichte vorgelesen bekommen, wie auch derer, die sie vorlesen an ohne das Märchen zu überladen.

Er hatte schon so oft Dinge gesagt, die ich nicht wusste, und wer in einem Traum lebt, kann ja wohl nicht klüger sein als der, der den Traum träumt.
[...]
»Gut«, sagte er. »Das ist die Welt draußen. Aber es gibt auch eine Welt in Dir, und die heißt die Welt der Fantasie. Willst Du behaupten, dass Du alles kennst, was es darin gibt?«


oder

»Lieber kleiner Kristoffer Poffer«, sagte er. »Es gibt nichts, das nur ein Traum wäre. "Nur ein Traum" zu sagen ist so, als sagte man "nur eine Wirklichkeit", denn ein kleiner Pofferprinz lebt genauso viel im Traumland wie in dem anderen, aus dem er kommt.«

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