Samstag, 28. April 2007

Eine Hand voller Sterne – Rafik Schami

Es Riecht nach Sommer. Heute war ein wunderbarer Tag. Meine beste Freundin und ich sind am frühen Mittag Kleider shoppen gegangen. Am Nachmittag haben wir uns mit viel Früchten an den See gesetzt und gelesen. Nachdem sie dann heimgegangen ist bin ich an meine Lieblingsstelle am See, welche ich 2003 für mich entdeckt habe und in jenem Jahr fast jeden Abend dort gelesen habe.

Das Wasser riecht förmlich nach Sommer. Die zwei kleinen Entchen sind auch schon ein paar Mal vorbei geschwommen und die Fontaine reicht fast bis zum fahlen Mond hinauf, der schon am späten Nachmittag sichtbar wurde. Unter der Fontaine steuern zwei Jungs das Tretboot so, dass das herunterfallende Wasser die beiden Mädchen auf dem Tretboot in eine Gischtwolke einhüllt. Sie quittieren dies mit heiterem Gekreische. Und ich, ich sitze an der Quaimauer und lese mein erstes Buch von Rafik Schami. Dieser Autor ist mir schon ein paar Mal empfohlen worden und neulich in der Buchhandlung habe ich mir probehalber zwei Bücher von ihm mitgenommen.

»Schade, dass ich nicht schreiben kann. Ich habe viel erlebt, und es war wichtig. Heute weiss ich nicht mehr, was mich vor Jahren nächtelang nicht schlafen liess«
»Du weisst noch eine Menge, Onkel«, tröstete ich Onkel Salim.
»Nein, mein Freund«, sagte er. »Von der Landschaft bleiben nur die Berge und später nur noch die Gipfel sichtbar, und das Ganze taucht im Nebel unter. Hätte ich Schreiben gelernt, könnte ich nicht nur die Berge, Felder und Täler sehen, sondern jeden Stachel einer Rose Wiedererkennen.«


Und so beschliesst der Vierzehnjährige Bäckerjunge aus Damaskus ein Tagebuch zu führen. Obwohl er den ersten Eintrag nach seinem Entschluss erst 9 Tage später schreibt, gewinnt das Tagebuchschreiben einen immer wichtigeren Stellenwert für ihn. Das Schreiben wird ihm so wichtig, dass er nicht viel später beschliesst Journalist zu werden. Journalist in Syrien, welches von Putschen und Unruhen regelmässig heimgesucht wird und die Wahrheit dort zu einem gefährlichen Gut geworden ist.

Das Buch erzählt von seinem besten Freund, dem Kutscher Salim, der ihm nicht nur herrliche Geschichten erzählt, sondern ihm auch in schwierigen Situationen wie ein Vater mit weisem Rat zur Seite steht. Das Buch erzählt auch von Nadja und seiner grossen Liebe zu ihr, von seinen Freunden und den Leuten, die er auf seinem Weg zum Journalisten kennen lernt.

»Was ist eigentlich ein Journalist?« fragte ich, da ich nur wusste, dass diese Leute irgendwie eine Zeitung machen.
»Oh, ein Journalist«, stöhnte Onkel Salim. »Das ist ein kluger und mutiger Mensch. Er hat nur ein stück Papier und einen Bleistift, und damit macht er einer Regierung mit ihrer Armee und der Polizei Angst.«


Doch er merkt, dass es neben dem Bleistift und dem Papier noch etwas braucht um die Wahrheit in die Welt zu tragen. Eine Zeitung, die auch verteilt und gelesen wird. Und so erfindet er zusammen mit seinem grossen Vorbild, dem Journalisten Habib eine ganz besondere Zeitung.

Schami zeichnet mit viel Feingefühl die Welt des Jungen, der in einem Umfeld, reich von Entbehrungen, heranwächst und welches doch gleichzeitig alles bietet, was er zum Erwachsen werden benötigt. Schami zeigt immer wieder die Verschiedenheit der Kulturen auf und tut dies jedes Mal ohne jede Wertung.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf die nächsten Bücher von Rafik Schami. Wenn diese ebenso gut sind, dann werde ich viel zu lesen haben, denn Schami scheint ein recht fleissiger Autor gewesen zu sein. Nur vor "Die dunkle Seite der Liebe" habe ich noch etwas Respekt, denn über 1000 Seiten verlangen fast nach Ferien auf einer einsamen Insel ;-).

»Und wenn du dreihundertmal auf die Nase fällst. Suche weiter neue Freunde und sei nicht mißtrauisch! […] Suche deine Freunde, und laß die Lupe sein, denn mit ihr machst du den größten Fehler deines Lebens: Du wirst einsam leben.«

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

suoer buch freue mich auf...