Sonntag, 5. August 2007

Der Zementgarten – Ian McEwan

Das zweite Buch, welches ich heute gelesen habe war 'Der Zementgarten' von Ian McEwan. Nach den beiden anderen Büchern (Der Tagträumer und Der Trost von Fremden), welche ich von ihm gelesen habe und die unterschiedlicher nicht hätten sein können, war ich darauf gespannt, in welche der beiden Richtungen sich McEwan in den folgenden Büchern weiterentwickeln würde. Die Antwort für dieses Buch ist relativ klar ausgefallen; Es geht in die Richtung, in der McEwan die unter der Haube der Zivilisation begrabenen, aber dennoch existenten Geheimnisse zu Tage fördert.

Jack, seine beiden Schwestern Julie und Sue, wie auch der kleine Bruder Tom sind die tragenden Charaktere dieses Romans. Kurz nach dem Tode ihres Vaters, stirbt auch die Mutter der vier Geschwister. Vor lauter Angst getrennt zu werden und alleine in einem Kinderheim aufzuwachsen, beschliessen die beiden ältesten Jack und Julie ihre Mutter im Keller in Beton einzugiessen und fortan als eine Familie zu viert ihr Leben zu gestalten.

Nach einer kurzen Zeit der Verwahrlosung der Geschwister unter der fehlenden Hand der Mutter, finden sie zu einer neuen Ordnung in ihrer Familie zurück. Eine Ordnung, die sich gänzlich abseits der Normen und kulturellen Auflagen unserer Gesellschaft gebildet hat. So entwickeln sich neben der neuen Rangordnung in der Gemeinschaft zum Beispiel auch inzestuöse Liebesbeziehungen unterhalb der Geschwister. Gemeinsam schotten sich die Kinder gegenüber der Aussenwelt ab und bauen im häuslichen Schutz ihre eigene neue Gemeinschaft auf - Eine Gemeinschaft auf Basis ihrer eigenen Regeln.

An diesen Stellen hat mich das Buch immer wieder an Goldings 'Herr der Fliegen' erinnert, in welchem er die Strukturen und Zustände beschreibt, die Kinder in der Absenz der elterlichen Erziehung errichten. Im Lichte dieses Buches, wie auch Goldings 'Herr der Fliegen', bekommt so auch der Text von Grönemeyers 'Kinder an die Macht' eine ganz neue Bedeutung.

Grundsätzlich war das Buch interessant und flüssig zu lesen. Wenn ich es jedoch mit 'Der Trost von Fremden' vergleiche, so fehlte es ihm doch an einer gewissen Finesse um die Geschehnisse noch plastischer aufzubauen und erscheinen zu lassen.

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