Sonntag, 22. April 2007

Small World – Martin Suter

Konrad Lang stand Lauf seines Lebens im Schatten seines Freundes Thomas Koch. Durch Thomas lerne Konrad die Welt der Schweizer Hochfinanz kennen und genoss auch deren Erziehung. Eine Erziehung aus der er heute noch schöpft, denn er gilt unter Bekannten als höflicher und zuvorkommender Mensch.

Seinen Lebensunterhalt bestreitet Konrad mit Gelegenheitsjobs. Er hat es noch nie sehr weit gebracht - nie aus dem Schatten von Thomas gefunden. Als er in seiner Tätigkeit als Hauswart die Familienvilla der Kochs aus Fahrlässigkeit abbrennen lässt, beginnt jedoch ein unaufhaltbarer Wandel in seinem Leben.

Zunehmend macht ihm sein Gedächtnis zu schaffen. Sind es am Anfang noch belustigende Dinge wie Socken im Ofen, so kann er sich schon bald keine Namen mehr merken. Sogar der Name der Frau, mit der er zusammen lebt und die er in Kürze heiraten wollte, versinkt im Schatten des Vergessens. Je mehr Konrad jedoch Dinge aus seinem jetzigen Leben vergisst, desto weiter scheint sein Gedächtnis in die Vergangenheit zu reichen. Bald erinnert er sich auch an Geschehnisse, die aus seiner frühen Kindheit stammen und nun wie zufällig an die Oberfläche sprudeln. Dinge, die Menschen aus seinem Umfeld nervös machen. Dinge, die man besser unter Verschluss hält.

Suter zeichnet ein bedrückendes aber zugleich sehr gefühlvolles und liebevolles Bild eines Menschen, der sich innerhalb kürzester Zeit seiner Umwelt entfremdet. Durch wechselnde Erzählperspektiven wird diese Entfremdung plastisch und emotional beschrieben.
Es ist ein schwieriges Thema, über welches Suter hier schreibt. Zu schnell könnte ein Roman über einen Alzheimerkranken in eine Stimmung abrutschen, die vor Bedrückung und Hoffnungslosigkeit den Blick für andere Dinge versperrt. Doch durch seinen wunderbaren Erzählstil und die wechselnden Erzählperspektiven hält Suter eine perfekte Balance zwischen den Gefühlen aller beteiligten Charaktere aufrecht.

Mir hat dieses Buch unglaublich gut gefallen und so hatte ich es auch schon nach einem Tag fertig gelesen. Ein Buch welches mich zwischen Betroffenheit und Mitgefühl, Spannung und Erheiterung pendeln lies und mich wirklich fesselte - So, dass ich jedes mal, wenn ich mir vornahm nur noch bis zum nächsten Kapitel zu lesen, verstohlen auf die erste Seite des nächsten Kapitels blickte um dort von Neuem anzufangen und meinen Vorsatz auf das nächste Kapitel zu verschieben.

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