Freitag, 27. April 2007

Der Teufel von Mailand – Martin Suter


„Die Türklinke fühlte sich kühl an. Nichts weiter. Nicht zartbitter oder süsssauer, einfach kühl.“


Nach ihrem ersten LSD trip wacht Sonja im Halbdunkel eines unbekannten Zimmers auf. Schnell merkt sie, dass sie Farben schmecken und Geräusche sehen kann. Zwar hatte sie sich Zahlen schon als Kind farbig vorgestellt, doch als ihr ihre Lehrerin versicherte, dass Zahlen keine Farbe haben, hatte sie ihre Empfindung beiseite gestellt und seither nicht mehr darüber gesprochen. Jetzt sind ihre Empfindungen allerdings sehr viel intensiver und beunruhigender, denn sie lassen sich nicht einfach beiseite schieben.

Genauso wenig wie ihre Empfindungen, lässt sich Sonjas Vergangenheit einfach beiseite schieben. Ihre Ehe mit Frédéric, einem Banker, der ihr gegenüber gewalttätig geworden war und von dem sie sich hatte scheiden lassen, holt sie immer wieder in Form der Mutter Frédérics ein. Diese versucht Sonja zu überzeugen ihre Klage gegen Frédéric fallen zu lassen, so dass er aus dem Gefängnis entlassen wird. Doch Sonja hat alles Andere im Sinn als Frédéric, der sie beinahe umgebracht hätte, zu entlasten.

Um alledem zu entfliehen, nimmt Sonja einen Job als Physiotherapeutin in einem neu renovierten Wellness-Hotel im entfernten Val Grisch im Unterengadin an. Die Besitzerin des Hotels, die bildhübsche und junge Barbara Peters ist ihr zwar sympathisch, doch es umgibt sie auch etwas Geheimnisvolles. Wie konnte Barbara sich dieses Hotel leisten und warum scheint es ihr nicht wichtig zu sein, dass das Hotel Profit abwirft? Nach einigen Tagen kommt es auch zu ersten rätselhaften Zwischenfällen. Lauter Vorfälle, die keinen Sinn zu ergeben scheinen und die doch zu ungewöhnlich sind als dass kein Sinn sie verbinden würde. Doch dann entdeckt Sonja ein altes Buch mit eine Sage aus dem Unterengadin, dem Teufel von Mailand. Von nun an beginnen die Ereignisse sich zu verbünden – nur gegen wen?

Es ist zwar nicht das beste Buch von Martin Suter, dennoch hat es mir sehr gut gefallen und ich habe es an einem Tag gelesen. Im Gegensatz zu ‚Smalll World’, welches sehr gut recherchiert ist und in dem man das Gefühl hat, dass jedes Detail der Geschichte mit Spezialisten abgesprochen und auf seine Richtigkeit verifiziert wurde, benötigt ‚Der Teufel von Mailand’ etwas mehr Vorstellungskraft. Man muss stellenweise seine angeborene Skepsis beiseite legen und sich dem Fluss des Buches hingeben um es richtig zu geniessen. Und natürlich ist es wieder hervorragend geschrieben und es macht einfach spass zu Lesen. Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen.

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