Sonntag, 25. November 2007

Die Bank der kleinen Wunder – Gernot Gricksch

Nachdem ich im Juli diesen Jahres ‚Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande’ von Gernot Gricksch gelesen hatte war für mich klar, dass ich weitere Bücher von ihm lesen will, denn von diesem Buch war ich fasziniert. Heute habe ich dann schliesslich ‚Die Bank der kleinen Wunder’ aus meinem Stapel der Bücher die noch gelesen werden wollen herausgegriffen, habe mich mit einem selbst gemachten Limetten-Yoghurt, Passionsfrüchten, Cappuccino und Keksen ausgerüstet in die Badewanne gelegt und eben dieses Buch dort gelesen. Ich liebe solche Momente und habe es diesmal ganz besonders genossen, denn aufgrund meiner Arbeit bin ich schon lange nicht mehr dazu gekommen so in Ruhe und entspannt ein Buch zu lesen.

Alles begann damit, dass Herr Zürn am 21. Mai 1967 den Antrag (in dreifacher Ausfertigung) und damit den Auftrag zur Her- und Aufstellung eines Freiluft-Sitzmöbels der Kostengruppe IVb am westlichen Ufer der Außenalster erteilte. Fortan sitzt der Leser dieses Buches quasi auf der Bank, begegnet verschiedenen Leuten, folgt ihnen eine Weile durch ihr Leben und kehrt sodann wieder zurück auf seine Bank um auf eine neue Bekanntschaft zu stossen. Jeder dieser Begegnungen ist ein eigenes Kapitel in diesem Buch gewidmet.

Im ersten Teil des Buches scheinen die Bekanntschaften, die der Leser mit den Leuten macht rein zufällig zu sein, doch später fügen sich immer mehr dieser Ereignisse zu einem grösseren Bild zusammen und spätestens dann überlegt man sich selber, wie es um sein eigenes Leben steht.

Vom Stil her ist dieses Buch sehr schlicht und simpel geschrieben. Keine langen Sätze oder komplizierten Konstrukte was meiner Meinung nach zusätzlich die Alltäglichkeit der Geschichten unterstreicht. Und doch steckt sehr viel mehr drin. Wenn man sich selbst erlaubt zwischen den Abschnitten etwas in Gedanken zu versinken (in einer Badewanne in der man ja fast schwebt fällt dies übrigens besonders leicht), so entdeckt man viele Themen, die einen selbst berühren. Denn schlussendlich geht es bei allen diesen Geschichten irgendwie um die Sehnsucht nach einer Person, die einen immer als das zu sehen vermag was man ist und eben nicht als das was man glaubt sein zu müssen – und das gegenseitig. Eigentlich ziemlich unwahrscheinlich so eine Person zu finden wenn man sich das so überlegt – oder? Vielleicht liegt das aber auch daran, dass wir oft selbst nicht wirklich wissen wer wir genau sind und somit unseren Mitmenschen das Falsche (wie mir mal jemand gesagt hat) ‚anbieten’. Eigentlich wäre das die perfekte Überleitung zu Demian aber ich stoppe hier mal, denn über dieses Thema könnte ich stundenlang schreiben.

Zum Schluss noch ein Zitat aus dem Buch, welches von zwei über 70 jährigen stammt, die auf dieser Bank eine gemeinsame Geschichte entdecken, die mehr als 20 Jahre in die Vergangenheit zurückreicht:

»Hättest Du früher etwas gesagt – wer weiß? Aber heute? Sieh uns doch an. Wir sind alt! Unglaublich alt!«

»Jung. Alt. Was heisst das schon? Es gibt nur lebendig und tot.«


(Dieses Zitat hat mich übrigens sehr stark an diesen Blogeintrag erinnert.)

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