Donnerstag, 20. März 2008

Der letzte Weynfeldt – Martin Suter

Adrian Weynfeldt ist in seinen 50er Jahren, arbeitet als Kunstexperte für ein renommiertes Versteigerungshaus und hat in seinem Leben klare Riten und Abläufe geschaffen. Riten, die ihn für Aussenstehende teilweise zu einem komischen Kauz werden lassen.

Sein Freundeskreis besteht entweder aus den Freunden seiner Eltern, sofern diese noch nicht verstorben sind, oder aus sehr viel jüngeren Leuten vorwiegend aus der Künstlerszene. Doch beide Freundeskreise, die natürlich keine Schnittmenge haben (oder in verborgener Weise doch???), befinden sich weit genug ausserhalb seines Lebens, so dass er getrost in seiner eigenen Welt bleiben kann.

„Die Regelmäßigkeit mache die Tage gleichförmig, und je mehr sich die Ereignisse und Gewohnheiten wiederholten, desto ähnlicher würden sich die Tage und damit die Jahre. Bis das Leben einem wie ein einziges Jahr vorkomme.
Weynfeldt war vom Gegenteil überzeugt. Je öfter man die gleichen Dinge tat, die gleichen Orte besuchte und die gleichen Leute traf, desto kleiner würden die Unterschiede. Und je kleiner die Unterschiede, desto unmerklicher vergehe die Zeit. Jemand, den man jeden Monat sieht statt nur jedes Jahr, bleibt immer gleich alt. Und man selbst kommt dem anderen auch immer gleich alt vor.“


Doch das ganze Gefüge gerät etwas aus den Fugen als Adrian in seiner Stamm Bar von Lorena angesprochen wird. Ganz untypisch für ihn lässt er sich auf das Gespräch ein, denn Lorena gleicht Daphne, die grosse Liebe Weynfeldts, die er vor langer Zeit durch einen Autounfall verloren hatte auf frappante Weise. Oder hatte er sie schon vor dem Unfall durch seine eigene Unfähigkeit seine Gefühle offen zu legen verloren?

Auf jeden Fall ist dies der Wendepunkt von Weynfeldts beschaulichem Leben, denn Lorena schafft es immer wieder ihr eigenes Chaos auf Adrian auszuweiten und ihn somit in Dinge zu ziehen, denen er anfänglich nicht wirklich gewachsen scheint. Doch gegen Ende des Buches überrascht Adrian Weynfeldt durch Tatgeist und Entschlossenheit – Er ist aufgewacht.

Als grosser Suter Fan war ich natürlich sehr gespannt auf das neue Buch. Bisher habe ich Die dunkle Seite des Mondes, Lila, Lila, Ein perfekter Freund, Small World und Der Teufel von Mailand gelesen (die ‚Business Class’ Geschichten von Suter haben mich nie angesprochen). Allerdings muss man ganz klar sagen, dass ‚Der letzte Weynfeldt’ bei weitem nicht an so geniale Bücher wie ‚Small World’ oder ‚Lila, Lila’ heran kommt. Was hingegen wieder sehr schön ist, ist Suters Schreibstil. Aber eigentlich hätte ich von seinem neuen Buch etwas mehr erwartet.

Keine Kommentare: