Donnerstag, 22. März 2007

Lila, Lila - Martin Suter

Gestern ging ich gegen Mitternacht ins Bett. Eigentlich war es ja vorgestern, denn jetzt ist es auch wieder fast drei Uhr morgens. Als ich das Licht ausmachen wollte um zu schlafen fiel mein Blick jedoch auf den Bücherstapel neben dem Bett. Seit ungefähr zehn Tagen habe ich nichts mehr gelesen. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass mein neuer Job viel Zeit und Aufmerksamkeit fordert. Zeit, die mir im Moment fehlt um wieder einfach abends ins Kaffee zu sitzen und zu lesen.
‚Lila, Lila’ hiess das oberste Buch auf dem Stapel, welches ich kurzerhand aufschlug um mich mit einem Kapitel in den Schlaf zu lesen.

Als mich mein Handy am nächsten Morgen um 07:00 weckte, brannte noch das Licht, das Buch war auf Seite 105 aufgeschlagen und ich fing an mich so langsam an die Nacht zu erinnern. Von Anfang an hat mich das Buch so gefesselt, dass ich nach jedem Kapitel, das ich mir als Schluss gesetzt habe, noch ein weiteres angehängt habe.

Man kann sich denken, dass ich heute im Job relativ müde und unkonzentriert war und doch bin ich direkt nach dem Büro ins Kaffee gefahren und habe dort, begleitet von Craig Armstong auf meinem iPod („The space between us“: eine meiner Lieblings-CDs zum lesen im Kaffee), weiter gelesen.

„Peter schaltete in den höchsten Gang und fuhr mit Vollgas auf die Tunneleinfahrt zu. Sie war in eine Felswand gesprengt, die sich wie eine Mauer quer über das Tal legte. Tagsüber, bei guter Sicht, war sie als Mauseloch aus fünfhundert Meter Distanz zu sehen. Die Autofahrer gingen bei ihrem Anblick unwillkürlich vom Gas, als fürchteten sie, das kleine Loch nicht zu treffen. Dabei konnte man die Einfahrt zum Rotwandtunnel nicht verfehlen. Auch nachts nicht. Es sei denn man tat es absichtlich, wie Peter Landwei. Und dieser Peter Landwei – das war ich.“

So endet der Roman von Alfred Duster auf Seite 84. Ein Roman, der dem Leben von David Kern eine grosse Wendung geben sollte. David Kern ist Kellner in einem In-Lokal in der Schweiz und wird durch eben diesen Roman selbst zum Schriftsteller. Das Buch von Martin Suter erzählt von der Beziehung von David Kern zu Marie Berger. Es schildert auf eine eindrückliche und zugleich beklemmende Weise den Verlauf der Beziehung wie auch die Unfähigkeit von David Kern seinem selbst gewählten Schicksal zu entfliehen. Viel mehr will ich eigentlich gar nicht verraten, denn dieses Buch sollte man selbst gelesen haben.

Jetzt, ungefähr dreissig Minuten nachdem ich den letzten Satz des Buches gelesen habe, schwebe ich immer noch in einer melancholischen Stimmung die durch die beklemmende und fast erdrückende Realität der letzten zwanzig Seiten in mir geweckt wurde. Eine Realität, in die sich jeder, der einmal geliebt und diese Liebe verloren hat wohl nur zu gut hineinversetzen kann. Und so endet das Buch mit dem schon fast flehenden Satz

„Das ist die Geschichte von David und Marie. Lieber Gott, lass sie nicht traurig enden.“

Ein Satz, der mir im Zusammenhang mit dem Schluss des Buches einerseits ein paar Tränen über die Wangen kullern lässt und andererseits auch viel von meinen Gefühlen an die Oberfläche bringt die mich beschäftigen. Dieses Buch inspiriert zum selbst schreiben!

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