Montag, 12. März 2007

Sofies Welt – Jostein Gaarder

Seit zwei Wochen lese ich an diesem Buch. Heute hab ich es fertig gelesen. Es ist wieder ein besonderes Buch für mich, denn es ist eines mit einer Widmung und einer ganz besonderen Bedeutung für mich - Danke!

Kurz vor ihrem 15. Geburtstag erhält Sofie eine Reihe merkwürdiger Briefe. Sie enthalten Fragen wie "Wer bist Du?" oder "Woher kommt die Welt?". Diese Briefe, die sich zu einem Philosophiekurs ausweiten, der sie von der Antike bis in die Neuzeit begleiten sollte, verstricken sich immer mehr mit ihrem eigentlichen Leben und heben zum Schluss die Grenze zwischen Realität und Gedankenwelt auf wundersame Weise auf. Verschiedene Welten verschwimmen ineinander und manchmal hat man beim Lesen das Gefühl im Halbschlaf zu sein - dort wo Traum und Wirklichkeit sich die Hand geben. Dort wo wir die Freiheit des Traumes und die Verbundenheit der Welt gleichsam spüren und noch lange von solchen Momenten zehren können.

Auch wenn sich manche Diskurse über die Philosophen für meinen Geschmack etwas zu lang hingezogen haben und damit den Fluss der Geschichte etwas ins Stocken gebracht haben, habe ich doch das Buch sehr genossen. Der Aufbau und die mehrschichtige Erzählweise, die sich Stück für Stück darlegt überraschen einen immer wieder aufs Neue.

Wenn ich das Buch jetzt durchblättere sind viele Seiten markiert. Dies sind zum Beispiel Zitate wie...

"Du kannst nicht wissen, ob ein Mensch Dir verziehen hat, wenn Du etwas falsch gemacht hast. Aber gerade darum ist es für Dich extenziell wichtig. Es ist eine Frage, zu der du eine lebendige Beziehung hast. Du kannst auch nicht wissen, ob jemand anders dich gern hat. Du kannst nur glauben und hoffen. Trotzdem ist es für dich wichtiger als die unbestreitbare Tatsache, dass die Winkelsumme in einem Dreieck 180 Grad beträgt. Man denkt schliesslich auch nicht an das Kausalgesetz oder die kantischen Formen der Anschauung, wenn man den ersten Kuss bekommt."

oder

"...deshalb hat für Sartre auch die Frage nach dem Sinn des Lebens so ganz allgemein keinen Sinn. Mit anderen Worten, wir sind zum Improvisieren verdammt. Wir sind wie Schauspieler, die ohne einstudierte Rolle, ohne Rollenheft und ohne Souffleuse, die uns ins Ohr flüstert, was wir zu tun haben, auf die Bühne gestellt werden. Wir müssen selbst entscheiden, wie wir leben wollen."

Und dann habe ich noch folgendes Zitat gefunden, welches mich an eine Zeit erinnert, in der ich sehr intensiv Tagebuch geschrieben habe und viele meiner Gedanken und Erkenntnisse dort verewigt habe:

"Eine philosophische Frage ist per Definition eine Frage, die sich jede einzelne Generation - ja, jeder einzelne Mensch - immer wieder neu stellen muss."

Wer kennt nicht das Gefühl plötzlich etwas so richtig verstanden zu haben. Wenn nicht nur der Kopf, der das Gedachte für wahr erachtet, sondern auch der Bauch vehement zustimmt und das Gedachte zum leidenschaftlich Gefühlten werden lässt. Wenn man in einem solchen Moment das wahrhaft Gefühlte zu Papier bringt und gleich darauf durchliest erfreut man sich der neuen Erkenntnis und brennt förmlich darauf, seinen Freunden und nahe stehenden Menschen diese Erkenntnis mitzugeben. Doch wenn man das selbst geschriebene einige Wochen später wieder liest, so lesen sich die einstmals so tiefen Gefühle oft genug wie banale Plattitüden.
Es war in einem solchen Moment, als ich verstanden habe, dass es bei uns Menschen um diese eigenen Erfahrungen geht und dass diese Erfahrungen, die uns ausmachen nur in uns existieren können. Wir können sie nicht weitergeben - aber wir können uns selbst an ihnen erfreuen und uns selbst damit Gutes tun.

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