Mittwoch, 12. September 2007

Unsichtbar – Ivana Jeissing

Jane Terry, die Protagonistin dieses Romans, ist unsichtbar. Nicht unsichtbar im Sinne von Jack Griffin in H.G. Wells Klassiker The invisible man. Vielmehr ist Jane in aller Gesellschaft so unauffällig und zurückhaltend, dass sie oft nicht wahrgenommen wird. Jane hat dies von ihrer Mutter gelernt, denn diese opferte ihre Sichtbarkeit dem Ehefrieden und begab sich freiwillig in den Schatten ihres Mannes.

Dies, zusammen mit der Tatsache, dass sich Jane von ihren Eltern nicht sonderlich geliebt gefühlt hat führte auch dazu, dass Sie sich in den Schatten ihres Mannes begeben hatte um dort die vermisste Liebe in all ihrer Unsichtbarkeit zu finden. Die ersten Jahre geht ihre Rechnung auch auf, doch nach einem Umzug von London nach Berlin lernt Jane den alten Betreiber eines Kinos kennen. Mit Fred reflektiert sie ihre Lage und fängt an ihr Dilemma zu erkennen.

Der Roman beschreibt, wie Jane aus ihrer eigenen Unmündigkeit ins Licht tritt und ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Allerdings erst nach einigen Schmerzlichen Einsichten. Sätze wie

»Und wie oft habe ich vergessen, den Geschirrspüler richtig einzuräumen, und als Peter das saubere Geschirr ausräumte, hat er nicht gesehen, daß es sauber war, sondern nur, daß es falsch eingeräumt war.«

illustrieren die Macht der Gewohnheit, die uns von unserem Partner in festgeschriebenen Bahnen denken lässt und das, was wir erwarten somit zur Wahrheit erhebt - unserer Wahrheit.

Das erste Drittel des Romans habe ich einfach so verschlungen. Mir gefällt die Art und Weise, in der Ivana Jeissing für Dinge, die wir aus unser aller Leben kennen Bilder findet, die uns die dahinter liegenden Mechanismen veranschaulicht. Zugleich schreibt sie sehr locker und unprätentiös, so dass sich das Buch sehr flüssig liest. Lediglich das zweite Drittel ist für meinen Geschmack etwas in ein literarisches 'Sex and the City' abgerutscht. Der Schluss hat mir wieder gut gefallen.

Zum Schluss, soviel sei vorweg genommen, findet Jane jedoch ihren ganz eigenen Weg und tritt aus ihrem selbst gewählten Schattendasein in die Sonne.

»Danke. Mir geht es gut. Ziemlich gut sogar.«
»Unsichtbar und gut?«»Nein. Sichtbar gut. Seit ich weiß, daß ein unsichtbares Leben nicht unverwundbar macht, sondern nur ohne einen stattfindet.«

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