Samstag, 28. März 2009

Traumnovelle - Arthur Schnitzler

Als ich neulich abends gelangweilt im Wohnzimmer sass und etwas rumzappte, bin ich auf den Film 'Eyes Wide Shut' gestossen, der gerade lief. Das erinnerte mich daran, dass ich schon lang mal die Traumnovelle lesen wollte und so habe ich sie mir dann auch gleich bestellt. Den Film hab ich aber trotzdem zu Ende geschaut und obwohl ich Tom Cruise nicht wirklich mag, muss ich sagen, dass der Film wirklich spannend gemacht ist.

Das Buch ist ähnlich spannend und entführt uns in fast die gleiche Zeit, in welcher auch das letzte Buch spielt, welches ich gelesen habe. Noch mehr als bei 'Und Nietzsche weinte' fällt dem Leser jedoch die Sprache des ausgehenden 19. Jahrhunderts in Wien auf. Schon allein diese Sprache versetzt den Leser zurück in die Zeiten der Kopfsteinpflaster über welche die Droschken der Nobelleute ratterten und im Schein der Gaslaternen ihre Schatten in die Strassen warfen. Die Zeit der grossen Entdeckungen in Medizin, Ingenieurswesen und anderen Wissenschaften, aber auch die Zeit des Fin de Siècle und die damit einher gehende ausgeprägte Dekadenz und Wollust. Und genau in diesem Spannungsfeld spielt die Novelle von Schnitzler auch.

So beginnt die Novelle mit dem Geständnis von Albertine, Fridolins Frau, welche ihm ihre erotischen Gefühle oder Phantasien gesteht, in welchen er nicht Objekt ihrer Begierde war. Zwar erwidert Fridolin Albertines Offenheit und gibt ihr einen Einblick in seine Welt, doch wirkt Albertines Geständnis tiefer in ihm, als er sich zuerst eingestehen mag.

Getrieben von dieser Kraft durchstreift Fridolin im Verlauf der Novelle die verschiedensten Situationen, die alle samt auch Stationen eines Traumes hätten sein können. Stationen an denen sich der Reisende selbst existenziell hinterfragt und immer tiefer in sich selbst vordringt. Stationen, in denen der Charakter Fridolins aus verschiedenen Sichteisen beleuchtet wird. Situationen, die für mich wirklich anschaulich den Zeitgeist des damaligen Wiens illustrieren.

Und wie in einem Traum verschwimmt auch die Realität mit dem was hätte sein können, so dass die Phantasie des Lesers am Ende der Novelle stärker genährt ist als die Befriedigung der Neugier.

Mir hat das kleine Büchlein von gerade mal 100 Seiten sehr gut gefallen. Obschon die Sprache zuerst ungewöhnlich wirkt ist der Text dennoch gut und flüssig zu lesen und man taucht wirklich in eine vergangene Welt ein. Schön.

1 Kommentar:

gratissime hat gesagt…

Mit Tom Cruise geht es mir sehr ähnlich... Allerdings, so sehr ich Kubricks Adaption mag, gefällt mir das Buch um Einiges besser.

Die Traumnovelle gibt es übrigens momentan als kostenloses Hörbuch - alles Weitere in meinem Blog!