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In seiner gewohnt flüssigen und eingängigen Schreibweise entführt uns de Botton diesmal in die Welt der Architektur und damit natürlich auch in die Welt der Schönheit, Eleganz, Ästhetik und der Ideale. Welche Orte tun uns gut, Wie muss ein Ort geschaffen sein, dass er mir Kraft gibt, was ist ein schönes Gebäude und welchen Einfluss hat dieses auf mein ganz persönliches Glücksgefühl? All diesen und weiteren Fragen geht de Botton auf 287 Seiten nach.
»Zwar ist es keineswegs ungewöhnlich, dass wir etwas schönes kaufen wollen, sobald wir es sehen, doch wünschen wir uns vermutlich weniger, das Schöne zu besitzen, als vielmehr dauerhaften Anspruch auf die inneren Werte erheben zu können, die es verkörpert. […]
Zu kaufen, was wir schön finden, mag sogar die phantasieloseste Art sein, mit jener Sehnsucht umzugehen, die das Schöne in uns erregt, so wie der Versuch, mit jemandem zu schlafen, die dümmste Reaktion auf eine Regung der Liebe sein kann.«
Ausgehend von einer generellen Betrachtung über die Bedeutung der Architektur sowie verschiedener Baustile kommt der Autor relativ schnell auf die Themen, welche die Psychologie des Glücks und Architektur in Beziehung setzen. Wer hier jedoch eine tiefgründigere psychologische Betrachtung erwartet wird enttäuscht. Auf der Basis einer vorwiegend phänomenologischen Betrachtungsweise, führt uns de Botton durch die zentralen Kapitel dieses Buches über die ‚Ideale des Daheimseins’ und ‚die Tugenden von Gebäuden’. Seine Thesen und Sichtweisen werden mit viel Bildmaterial und Beispielen aus den verschiedensten Epochen und Stilrichtungen untermalt und plausibilisiert.
»Wie die Gebäude vereinen auch wir Gegensätze, die wir mehr oder minder erfolgreich im Gleichgewicht halten. Und wir können ebenfalls zu Extremen neigen – zu Chaos oder Strenge, Dekadenz oder Askese, Machismo oder Effemination-, obwohl wir instinktiv ahnen, wie sehr unser Wohlbefinden davon abhängt, dass wir unsere Polaritäten zugleich aushalten und ausschalten können. […]
Wenn uns der Anblick einiger subtil ausbalancierter Gebäude berührt, dann deshalb, weil sie uns exemplarisch zeigen, wie wir zwischen widersprüchlichen Seiten unserer Persönlichkeit vermitteln und selber aber danach streben können, aus verstörenden Widersprüchen etwas Schönes erstehen zu lassen.«
»Unbarmherzig beansprucht die Arbeit nur eine schmale Bandbreite unserer Möglichkeiten, reduziert unsere Hoffnung auf eine ausgewogene Persönlichkeit und lässt uns fürchten (meist an einem Sonntagabend bei Einbruch der Dämmerung), dass viel von dem, was wir sind oder sein könnten, unerforscht bleibt.«
Wäre das Buch jedoch nicht von de Botton gewesen, so hätte ich es mir (allein ausgehend vom Titel) vermutlich nicht gekauft. Doch der Autor schafft es tatsächlich einem architektonisch Ungebildeten wie mir, die Architektur und deren Bezug auf die menschliche Psyche näher zu bringen. Es war spannend und interessant zu lesen obgleich ich dieses Buch in meiner persönlichen de Botton-Bestenliste nach ‚Die Kunst des Reisens’, ‚Versuch über die Liebe’, ‚Wie Proust ihr Leben verändern kann’ und ‚Trost der Philosophie’ erst auf Platz fünf einreihen würde.
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