Mittwoch, 3. Dezember 2008

Die letzte Liebe des Monsieur Armand – Françoise Dorner

Die Einsamkeit hat viele Gesichter und zweien davon begegnen wir in dieser kurzen Geschichte von Françoise Dorner. Zum einen ist da der seit einiger Zeit pensionierte Monsieur Armand, der früher für seine Bücher und die Philosophie gelebt hat, dem jedoch all dies nach dem Tot seiner Frau nichts mehr geben kann. Zum anderen treffen wir auf die 20 jährige Pauline, die auf der Suche nach Geborgenheit und menschlicher Nähe unermüdlich neue Anläufe macht, nur um sich kurz danach wieder enttäuscht zurück zu ziehen. Diese beiden so unterschiedlichen Charaktere treffen bereits auf den ersten Seiten des Buches zusammen und gehen schnell eine Art Symbiose miteinander ein, bei der der Leser, sollte er deren Natur benennen, wohl immer wieder zwischen einer Art von Liebe und einer Zweckgemeinschaft schwanken würde.

 

»Nocheinmal dachte ich über unsere Begegnung nach. Zwei Einsamkeiten, die zueinander finden, deren eine die Spielregeln kennt, Intelligenz und Bildung über Alles stellt, Herz und Güte der moralischen Pflicht opfert, während die Andere, instinktiv und empfindsam, spontan Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken weiß, ohne daß Mißverständnisse  aufkommen.«

 

Eigentlich, so mag man am Anfang meinen, haben beide ihr Rezept gefunden um sich im Leben zurecht zu finden, doch über die Seiten des Buches hinweg erfahren wir immer mehr über die Risse im Bild, dringen immer tiefer in den eigentlichen Menschen mit all seinen Sehnsüchten und Ängsten ein und langsam wird offensichtlich, dass beide in ihrer Situation gefangen sind. Nicht weil sie nicht wissen, wie sie ihr entrinnen sollen, sondern weil sie nicht bemerken, dass sie gefangen sind. Doch beide scheinen katalytisch aufeinander zu wirken und so fangen sie an zu erahnen, welche neuen Wege sich ihnen öffnen sobald sie liebgewordene Erklärungsmuster und Gewohnheiten hinter sich zurück lassen um Neues auf sich wirken zu lassen.

 

Für mich wirkte das Buch nicht über seine Sprache, denn diese ist schnörkellos direkt und an manchen Stellen schon fast un-empathisch beobachtend, doch genau diese Sicht- und Erzählweise erlaubt es dem Leser und später auch den Protagonisten, die eigenen (irr-) Wege zu erahnen um sich auf Neues einzulassen. Natürlich war dies ein sehr grosser Unterschied zu dem letzten Buch welches ich gelesen habe (Das Spiel des Engels), denn hier übernimmt die Sprache einen grossen Teil der Dramaturgie. Von daher hätten mir Monsieur Armands und Paulines Einsichten wohl näher kommen können, wenn ich ihnen zu einer anderen Zeit begegnet wäre. Doch trotzdem hat mir dieses Buch gut gefallen. Einzig beim Schluss frage ich mich, ob es nicht noch, auf erzählerischer Ebene elegantere und auf inhaltlicher Ebene konstruktivere Wege gegeben hätte, wie die Protagonisten ihre Einsichten hätten umsetzen können. Und trotzdem ist es ein lesenswertes Buch.

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