Dienstag, 26. August 2008

Saturday - Ian McEwan

Heute habe ich wieder einmal ein Buch von Ian McEwan gelesen. Wenn ich mich recht erinnere, war das letzte Buch, welches ich von ihm gelesen habe ‚Abbitte’ und gleich vorweg, ‚Saturday’ kommt in meinen Augen nicht an ‚Abbitte’ heran. Und trotzdem war es ein gutes und interessantes Buch welches ich für Leser, die McEwan kennen weiterempfehlen kann.

Nun aber zum Buch. Überzeugend malt McEwan die Welt des anerkannten Neurochirurgen Henry Perowne. Mit 48 ist Henry auf der Spitze seines Erfolges und geniesst die Anerkennung und seinen Erfolg. Auch sein privates Umfeld lässt nichts zu wünschen übrig. Mit seiner Frau Rosalind führt er eine glückliche und erfüllte Ehe und ihre beiden Kinder Daisy und Theo scheinen auch ihren Platz in der Welt gefunden zu haben. Während Daisy gerade in Paris lebt und auf bestem Wege ist, eine bekannte Dichterin zu werden lebt Theo noch bei seinen Eltern und macht sich als Blues-Gitarrist einen Namen.

Wie so oft in den Büchern von McEwan versteht dieser es, eine heile und sichere Welt authentisch und glaubhaft darzustellen um diese sodann zum Einsturz zu bringen oder zumindest existenziell an ihren Grundmauern zu rütteln. Und auch in ‚Saturday’ schafft McEwan es, das Unheil langsam am Horizont aufsteigen zu lassen, so dass selbst eine heile Welt ihre Schatten wirft, denn es sind die Schatten des Menschseins und der damit verbundenen Sinnsuche und Daseinsberechtigung.

"Und welch ein Luxus ist es doch, daheim in der Küche über geopolitische Schachzüge und militärische Strategien zu philosophieren, ohne dafür von Wählern, der Presse, Fremden oder gar der Geschichte verantwortlich gemacht zu werden. Wenn keine Konsequenzen drohen, ist es nur ein interessanter Zeitvertreib, wenn man sich irrt."

Auf der einen Seite der sehr menschliche Wunsch sich selbst und seinen Liebsten eine Umgebung zu erschaffen, in welcher alle Beteiligten sich wohl fühlen und aufs beste gedeihen können und oft diametral entgegengesetzt das Unglück von so vielen Menschen auf dieser Welt schafft eine explosive Mischung Beim Zusammentreffen dieser beiden Welten, so dass sich die Frage nach dem Sinn des Lebens unweigerlich selbst in den Mittelpunkt rückt. Es liegt nun an uns dieser Frage gerecht zu werden und sie nicht einfach mit unseren Ängsten und Befürchtungen abzuspeisen, sondern basierend auf unseren innersten Werten eine individuelle Antwort zu finden.

Ich vermute Henry Perowne hat dieser Frage ins Auge geschaut und am Ende des Buches zumindest den Hauch einer Antwort für sich gefunden. Beenden möchte ich diesen Blogeintrag aber mit einem Zitat aus dem Buch, welches mir sehr gut gefallen hat, wobei ich es nicht auf Geisteswissenschaftler begrenzen möchte, sondern seine Anhänger quer durch die Bevölkerung hinweg suchen würde:

„Doch für die Professoren an der Uni, wie allgemein für die Geisteswissenschaftler, eignet sich das Elend besser zur Analyse: Das Glück ist eine Nuss, die schwer zu knacken ist.“

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