Donnerstag, 17. April 2008

Täuschung – Philip Roth

Nun ist es fast schon wieder 10 Tage her, dass ich das letzte Buch gelesen habe. Dieses Jahr scheint nicht wirklich mein Lesejahr zu werden. Ich habe in letzter Zeit viel zu wenig Ruhe um wirklich in ein Buch versinken zu können. Hauptsächlich wird das wohl an meinem Job liegen, der derzeit sehr viel von mir fordert. Mal schauen ob sich das nächstes Jahr ändert. Nun aber zum Buch. ‚Täuschung’ war das erste Buch von Philip Roth, welches ich gelesen habe. Gehört habe ich schon einiges über diesen Autor - speziell zum Buch ‚Der Menschliche Makel’, welches ich wohl als nächstes von ihm lesen werde.

Ungewöhnlich an diesem Buch ist, dass es fast nur aus direkter Rede besteht. Kein Erzähler setzt die Geschehnisse in eine Perspektive, keine Gedanken der Protagonisten, es sei denn sie äussern sie, finden Einlass in den Text und keinerlei Hintergrundinformation wird vermittelt. Das macht es zuweilen nicht einfach zu erahnen, wer gerade am sprechen ist und so es kam einige Male vor, dass ich erst am Ende eines kurzen Abschnittes bemerkt habe, dass ich die Figuren beim Lesen vertauscht hatte. Dies ist ein Buch welches aufmerksam gelesen werden will.

Die meiste Zeit scheint sich der Leser als unsichtbarer Zuhörer in einem Schlafzimmer mit Philip und seiner Geliebten zu befinden. Beide haben jeweils ihre eigenen Beziehungen doch treffen sie sich immer wieder und so wird der Leser Zeuge diverser Unterhaltungen um Themen die von Sex und Obsessionen über die Gesellschaft bis hin zur Jüdischen Religion reichen. All diese Gespräche hält Philip in seinem Scriptbuch fest und so kommt es auch zum Eklat, als Philips Frau dieses Buch entdeckt.

Doch haben diese Gespräche wirklich statt gefunden? Oder sind es viel mehr die Phantasien Philips, welcher Stoff für sein neues Buch sammelt? Plötzlich wird der Leser aus seiner Position als unsichtbarer Zuhörer herausgerissen, denn vielleicht war er nie bei den Gesprächen anwesend. Vielleicht waren es nach wie vor nur ein paar Worte auf Papier. Würde dies etwas ändern? Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.

Mir hat das Buch ganz gut gefallen, auch wenn es nicht ganz einfach zu lesen ist. Aber die Idee mit der Roth den Leser erst zum Zuhörer macht und ihn dann wieder heraus nimmt hat mir sehr gut gefallen. Ich bin auf die nächsten Bücher von Philip Roth gespannt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Baghira
Danke für diese spannende Beschreibung - ich werde mir das Buch auch vornehmen! Ich habe bisher von Philip Roth nur "Der menschliche Makel" gelesen. Auch dieses Buch muss man mit hoher Aufmerksamkeit lesen, und es hat manchmal Passagen, die meiner Meinung nach zu lang geraten sind. Aber insgesamt präsentiert das Buch Tatsachen, die für mich regelrechte Enthüllungn sind und die zu stundenlangen Diskussionen geführt haben. Es hat sich also gelohnt!
unkultur