Dienstag, 28. Oktober 2008

Zwischen den Laken – Ian McEwan

‚Zwischen den Laken’ ist eine Sammlung von sieben Kurzgeschichten aus der Feder Ian McEwans. Jetzt, da ich das Buch gerade fertig gelesen habe, bin ich mir etwas unschlüssig, was ich darüber denken soll. Einerseits ist der Erzählstil McEwans wie immer sehr plastisch und gut durchdacht. Andererseits fand ich viele der Geschichten in ihrer Stimmung überzeichnet und fast anbiedernd an das hippe Bild einer ‚lost generation’. Sicher übermitteln diese Geschichten (z.B. Psychopolis) das Gefühl der inneren Leere und einer bedrückenden Enge, doch sind sie für mich zu stereotypisch um richtig zu wirken.

 

In gewisser Weise ist ‚Zwischen den Laken’ der diametrale Pol zu McEwans anderer Kurzgeschichtensammlung ‚Der Tagträumer’. Leider aber eben auch in der Qualität der Kurzgeschichten. Während McEwan in ‚Der Tagträumer’ mit enorm viel Feingespür und Originalität die teils magische Welt der Kinder eindrücklich vermittelt, so gelingt es ihm in ‚Zwischen den Laken’ entweder nur stellenweise oder nur unter Zuhilfenahme breit gestreuter Stereotypen, eine ähnliche Gefühlsintensität auszulösen.

 

Wenn jemand schon fast alle Bücher von McEwan gelesen hat, so würde ich dieses Buch allein wegen des Erzählstils empfehlen. Sollte jemand jedoch McEwan gerade erst kennen lernen, so gibt es massiv bessere Bücher von ihm.

Montag, 6. Oktober 2008

Unschuldige – Ian McEwan

Die Geschichte spielt im Berlin der 50er Jahre, also noch vor dem Mauerbau, wo sich die wirtschaftlichen, ideologischen und systembedingten Spannungen nicht an einer Mauer entladen konnten sondern Berlin zu einem Schmelztiegel all dieser verschiedenen Strömungen mit ihren dazugehörigen Protagonisten werden liessen. Es ist dieses brodelnde und mit geheimdienstlicher Tätigkeit übersäte Umfeld, in welches sich der junge Engländer Leonard Marnham begibt nachdem er seine Ausbildung als Fernmeldetechniker abgeschlossen und sich der Armee verpflichtet hat.

 

Schon kurz nach seiner Ankunft in Berlin lernt Leonard eine deutsche Frau kennen und verliebt sich in sie. Parallel gewinnt Leonard in seiner Tätigkeit bei der Armee immer tiefere Einblicke in die geheimdienstliche Tätigkeit und avanciert in seiner Geheimhaltungsstufe schliesslich noch über der des Amerikaner Bob Glass, welcher ihn in das Geheimprojekt einweiht hat, für welches er vorgesehen war. Über ein Jahr hält Leonard diese beiden Welten streng getrennt, doch ab einem Punkt wendet sich das Blatt und diese beiden Welten steuern aufeinander zu und fesseln den jungen Leonard immer mehr in einer Position, in welcher es kein Entrinnen mehr zu geben scheint. Es ist eindrücklich, wie McEwan diese Situationen beschreibt. Mit jeder Seite fühlt der Leser zunehmend die Ausweglosigkeit der Lage. Jeder Gedanke, den sich der Leser über das was zu tun wäre macht, damit Leonard dieser misslichen Lage entfliehen kann, wird vom Autor mit immer neuen Umständen durchkreuzt und vermittelt auf interessante Weise ein realistisches Bild von Leonards beklemmender Situation

 

Mich hat das Buch regelrecht gefesselt und so war es auch an einem Tag durchgelesen. Es ist eine packende Kriminalgeschichte, basierend auf einer wahren Spionageaffäre, der man sogar die stellenweise detailgetreuen und blutigen Beschreibungen, die einer Obduktion würdig wären verzeiht. Das Buch bleibt bis zum Ende spannend und man sollte sich hüten so lapidar durch die letzten Seiten zu blättern, wie ich das getan habe. Denn dabei sind mir lediglich zwei Wörter ins Auge gefallen, die den überraschenden Schluss etwas vorhersehbarer gemacht haben ;-).