Montag, 6. Oktober 2008

Unschuldige – Ian McEwan

Die Geschichte spielt im Berlin der 50er Jahre, also noch vor dem Mauerbau, wo sich die wirtschaftlichen, ideologischen und systembedingten Spannungen nicht an einer Mauer entladen konnten sondern Berlin zu einem Schmelztiegel all dieser verschiedenen Strömungen mit ihren dazugehörigen Protagonisten werden liessen. Es ist dieses brodelnde und mit geheimdienstlicher Tätigkeit übersäte Umfeld, in welches sich der junge Engländer Leonard Marnham begibt nachdem er seine Ausbildung als Fernmeldetechniker abgeschlossen und sich der Armee verpflichtet hat.

 

Schon kurz nach seiner Ankunft in Berlin lernt Leonard eine deutsche Frau kennen und verliebt sich in sie. Parallel gewinnt Leonard in seiner Tätigkeit bei der Armee immer tiefere Einblicke in die geheimdienstliche Tätigkeit und avanciert in seiner Geheimhaltungsstufe schliesslich noch über der des Amerikaner Bob Glass, welcher ihn in das Geheimprojekt einweiht hat, für welches er vorgesehen war. Über ein Jahr hält Leonard diese beiden Welten streng getrennt, doch ab einem Punkt wendet sich das Blatt und diese beiden Welten steuern aufeinander zu und fesseln den jungen Leonard immer mehr in einer Position, in welcher es kein Entrinnen mehr zu geben scheint. Es ist eindrücklich, wie McEwan diese Situationen beschreibt. Mit jeder Seite fühlt der Leser zunehmend die Ausweglosigkeit der Lage. Jeder Gedanke, den sich der Leser über das was zu tun wäre macht, damit Leonard dieser misslichen Lage entfliehen kann, wird vom Autor mit immer neuen Umständen durchkreuzt und vermittelt auf interessante Weise ein realistisches Bild von Leonards beklemmender Situation

 

Mich hat das Buch regelrecht gefesselt und so war es auch an einem Tag durchgelesen. Es ist eine packende Kriminalgeschichte, basierend auf einer wahren Spionageaffäre, der man sogar die stellenweise detailgetreuen und blutigen Beschreibungen, die einer Obduktion würdig wären verzeiht. Das Buch bleibt bis zum Ende spannend und man sollte sich hüten so lapidar durch die letzten Seiten zu blättern, wie ich das getan habe. Denn dabei sind mir lediglich zwei Wörter ins Auge gefallen, die den überraschenden Schluss etwas vorhersehbarer gemacht haben ;-). 

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