Montag, 10. November 2008

Die Leiden eines Amerikaners – Siri Hustvedt

Die Bedeutung der Bücher von Siri Hustvedt geht für mich zurück ins Jahr 2003. Ein Jahr in welchem sich mein Leben sehr stark verändert hat und diese Veränderung teilweise mit dem Lesen ihrer Bücher (‚Was ich liebte’, ‚Die unsichtbare Frau’, ‚Die Verzauberung der Lily Dahl’) zusammentrifft. Umso erfreuter war ich, als ich neulich beim Gang durch die Buchhandlung ein neues Buch von Siri Hustvedt entdeckt habe.

 

‚Die Leiden eines Amerikaners’ ist ein fiktionaler Familienroman (mit vielen realen Komponenten aus Siri Hustvedts Familie), in dessen Zentrum der Ich-Erzähler Erik Davidsen steht. Erik, der norwegische Vorfahren hat und dessen Familie als Auswanderer ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten gekommen ist,  arbeitet als Psychiater in Brooklin. Sein Vater ist vor kurzem verstorben und er selber lebt nach einer gescheiterten Ehe in einem Haus, welches eigentlich viel zu gross für ihn ist.

 

Bereits ganz am Anfang des Romans spaltet sich die Erzählung in mindestens zwei Stränge, welche ihrerseits hier und da auch gelegentliche Verästelungen haben. Zum einen erzählt uns Siri Hustvedt die Geschichte um Erik, Miranda sowie ihrer Tochter Eglatine, welche als neue Mieter in der Wohnung über Erik wohnen. Zum anderen werden wir auf eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit Eriks Familie mitgenommen, welche in ihren Auswirkungen bis in die Gegenwart wirkt. Beide Stränge laufen über lange Zeit parallel und werden hauptsächlich durch die Reflektionen und psychologischen Betrachtungen von Eric zusammen gehalten. In der tat spielt auch die Psychologie eine sehr grosse Rolle in Hustvedts Roman. Für manch einen mag dies wohl zu prominent im Zentrum des Romans stehen, doch mir hat das beim Lesen gefallen, auch wenn einzelne Textpassagen vielleicht etwas zu anonym aus dem sie umgebenden Text geragt haben.

 

Allerdings hatte ich am Ende des Buches das Gefühl, dass es in der ersten Hälfte mehr verspricht, als es am Ende einhält. Gegen Ende scheint mir ein Erzählstrang einfach zu versiegen, ohne dass ich dessen Wechselwirkung mit dem Rest des Romans gespürt hätte, was einem Gefühl der Leere Raum gibt. Alles in allem hat es jedoch Spass gemacht das Buch zu lesen, obwohl ich für Leser, die Siri Husvedt noch nicht kennen auf jeden Fall zu erst das Buch ‚Was ich liebte’ ans Herz legen würde.

 

Abschliessen möchte ich mit einem Zitat, welches mir sehr gut gefallen hat und welches einem den Übergang vom Analytischen hin zum Existentialistischen in Form eines Ausrufes der 16 jährigen Sonia augenscheinlich macht.

 

«Ich war damals in schlechter Verfassung. Jetzt bin ich clean. Ich ... ich habe zu mir selbst gefunden.»

«Was immer das bedeutet», sagte Sonia unvermittelt. «Das kriege ich andauernd zu hören. Man könnte meinen, es lägen überall Ichs rum, und warteten nur darauf, aufgelesen zu werden.»

 

Ein Zitat, welches manchen Prozess der Selbstfindung ad acta legt um einen Prozess der Selbstwerdung anzustossen.

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